Lausitzer Rundschau: Totalschaden Die Wirren um die Präsidentschaft an der BTU
Cottbus (ots)
Es ist eine Geschichte wie aus dem Tollhaus, und ein boshafter Schriftsteller hätte sie nicht schlimmer erfinden können. Ein Bundesland, das sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht gerade damit hervorgetan hat, eine auffällig gute Bildungs- und Wissenschaftspolitik zu betreiben, wagt den ganz großen Wurf: Die BTU Cottbus und die Hochschule Lausitz werden aufgelöst und neu gegründet, um fortan als wiederauferstandene Energie-Universität Furore zu machen. Der weitreichende Plan platzt wie eine Bombe in das keineswegs erfolglose Hochschulgeschehen der Lausitz. Schnell stellt sich heraus: Außer der Idee, die sowohl Ablehnung als auch Befürwortung erfährt, gibt es nichts. Kein Konzept, keinen Plan. Zahlreiche Fragen bleiben offen. Studenten und Mitarbeiter sind baff. Das war zu Beginn des Jahres 2012. Die Verunsicherung legt sich nicht, im Gegenteil: Es wächst der Widerstand. Auch, weil die Idee an Glanz verliert, denn ihr fehlt das, was eine konkrete Utopie braucht: ein klares Zielbild, eine Wegbeschreibung, die nicht nur die Straße wie in einem Navigationsgerät zeigt, sondern auch die Landschaft. Der Weg aber, der auf die Zielgerade führt, in der tatsächlich die neue BTU Cottbus-Senftenberg gegründet wird, sieht so langweilig aus wie eine funktionstüchtige, aber eintönige Kunstbahn und mündet in der formal einwandfreien Wahl des Gründungspräsidenten Jochen Zimmermann, der im Juni sein Amt antreten soll. Aber lebendig sieht das Kunstprodukt nicht aus, denn über die inhaltliche Ausrichtung der Universität, die sich profilieren und von anderen Universitäten abheben sollte, debattiert in der Öffentlichkeit schon lange keiner mehr. Das Plastebaby lebt, auch wenn es keinen Charakter hat. Ende gut, alles gut? Denkste! Den bitterbösen Schluss hat sich diese unheilvolle Geschichte aufgehoben. Eingeläutet wird das Ende mit einem Interview, das Zimmermann der RUNDSCHAU Anfang März gibt: "Ich bin sehr optimistisch, uns wird etwas Wegweisendes gelingen." In der vergangenen Woche, also noch im selben Monat, kommt die für alle überraschende Absage. Es folgen Indiskretionen aus dem Ministerium, die vermuten lassen, der Rücktritt könnte mit der privaten Nutzung des Dienstfahrzeugs des Präsidenten zu tun haben. Zimmermann streitet das später ab. Es gibt noch einen Rettungsversuch, doch auch der endet im Fiasko. Zimmermann singt zum Abschied schmutzige Lieder, und auch das Ministerium hat noch Vorwürfe in petto. Zurück bleibt eine erschreckende Leere. Schockiertes Erstaunen über die Unprofessionalität eines Kandidaten und einer Ministerin. Der eine ist gegangen, die andere noch da. Wie lange noch?
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