Lausitzer Rundschau: Das Chlorhuhn von Volkswagen - Was Freihandelsabkommen und Abgas-Skandal verbindet
Cottbus (ots)
Am kommenden Sonnabend wird Berlin wieder eine Groß-Demonstration gegen die Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada erleben. "Stopp TTIP und Ceta". Jene Tausende, die da mitmarschieren werden, fürchten eine Senkung von Umwelt- und Sozialstandards, wenn sich amerikanische Firmen völlig frei auf dem europäischen Markt tummeln dürfen - ohne störende Beschränkungen durch die Politik, die an den Freihandel gebunden ist, sogar noch abgesichert durch eigene Schiedsgerichte, die sich jeder normalen Rechtssprechung entziehen. Es ist eine Mischung aus prinzipieller Kapitalismuskritik, Antiamerikanismus und der verklärenden Romantik abgeschotteter, regionaler Märkte. Das amerikanische Chloren beim Schlachten von Hühnern gilt dabei als das abschreckendste Beispiel. Dabei müssten selbst harte TTIP-Kritiker spätestens seit der VW-Affäre einsehen: Nicht immer haben die USA die schlechteren Umweltvorschriften, manchmal haben sie sogar die schärferen. Und nicht immer sind ihre Companys die bösen Buden, manchmal betrügt auch eine europäische Firma von grundsolidem Ruf nach Strich und Faden. Was dem einen sein Chlorhuhn, ist dem anderen sein Dieselmotor. Igitt! Nicht "Stopp TTIP" müsste deshalb die Losung sein, sondern "Wir wollen ein gutes TTIP". Eine Freihandelszone, für die gemeinsam hohe Umwelt- und Sozialstandards gelten, und in der diese auch durchgesetzt werden. Gegen alle privaten Betrüger, aber auch gegen alle staatlichen Versuche, sie zu unterlaufen, wie sie Deutschland innerhalb der EU seit Jahren bei den CO2-Grenzwerten der Autoflotten unternimmt. Für ein solches TTIP lohnt es sich zu demonstrieren. Berlin nächsten Sonnabend ist dafür allerdings wahrscheinlich nicht der richtige Ort.
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