Lausitzer Rundschau: Abbas-Rücktritt und neue Gewalt in Nahost
Cottbus (ots)
Der von Jassir Arafat erzwungene Rücktritt von Mahmud Abbas, dem ersten palästinensischen Ministerpräsidenten überhaupt, und der von Ariel Scharon angeordnete Versuch, die gesamte politische und militärische Führung der islamistischen Hamas zu liquidieren, signalisieren das praktische Ende der Straßenkarte zum Frieden, der "Roadmap"des Nahost-Quartettes. Nur noch eine dramatische Rettungsaktion der USA könnte verhindern, dass der ultimativen Friedensinitiative der Totenschein ausgestellt werden muss. Mahmud Abbas ist gescheitert, weil die USA und Israel mittels der "Roadmap" Unmögliches von ihm verlangten, nämlich die Zerstörung aller islamistischen Organisationen; weil diese mit der Fortführung ihres Terrors trotz Waffenruhe seine innere Autorität untergruben und ihn nach außen hin bloßstellen; weil Jassir Arafat den Oberbefehl über die meisten Sicherheitskräfte nicht hergab, die Regierungsarbeit torpedierte und an seiner Destruktivtaktik einschließlich Gewährung des Terrors festhielt; weil Ariel Scharon es unterließ, ihn mit echten Gesten und für die palästinensische Bevölkerung spürbaren Konzessionen zu stützen; weil George W. Bush ihn im Existenzkampf gegen Arafats Allianz erfolg- und schutzlos im Stich ließ und schließlich weil er schlicht unfähig war, seinen eigenen Anforderungen zu genügen. Das Schlimme an der Situation ist nicht so sehr Abbas' Rücktritt - er könnte zum Beispiel durch den Favoriten für seine Nachfolge, Parlamentspräsident Ahmed Qerai, Abu Ala, hervorragend ersetzt werden. Schlimm ist die Tatsache, dass Jassir Arafat den Machtkampf mit seiner hinterlistigen inneren Taktik und seiner Gewalt fördernden äußeren Strategie gewonnen hat und sich in seiner politischen Linie gar gestärkt sieht. Was das Heilige Land, was Palästinenser und Israelis jetzt sofort brauchen, ist irgendeine Form von Waffenruhe, um einen Absturz in die unbegrenzte gewaltsame Konfrontation im letzten Augenblick zu vermeiden. Die "Roadmap" ist fast am Ende, anstatt auf dem vorgezeichneten Weg Richtung Frieden zu marschieren, gehen Palästinenser und Israelis sehenden Auges auf einen neuen Abgrund zu.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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