Lausitzer Rundschau: Zu Deutschland/Pisa-Studie: Nachsitzen statt Aussitzen
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Deutschland/Pisa-Studie:
Ein Aufschrei wird durchs Land der Dichter, Denker und Bürokraten gehen, wenn am 7. Dezember offiziell die neuesten Pisa-Zahlen verkündet werden. Denn gestern sickerte gar Schreckliches durch: Auch drei Jahre nach dem ersten Pisa-Fiasko dümpelt die deutsche Schülerschaft im neuesten weltweiten Vergleich bestenfalls in der Mitte der Tabelle. Immerhin: Die Mathenoten haben sich verbessert, von 31 Industriestaaten landete Deutschland auf Platz 17. Vor drei Jahren war es noch Rang 20. Doch in Sachen Lesen und Textverständnis, also in den Schlüsselkompetenzen für das Begreifen sämtlicher Schulfächer, hakt es kräftig. Die Quittung geben die Forscher schriftlich: Platz 20 für Deutschland in diesen Disziplinen. Dabei hatten sich doch nach der ersten peinlichen Pisa-Sause alle Beteiligten so angestrengt: Pädagogen und Politiker debattierten pausenlos über Mängel im System, erarbeiten Konzepte und Ideen. Doch die aktuellen Zahlen zeigen: Es hat nichts genutzt, die Ansätze waren falsch. Wie falsch, schicken die Forscher in ihrem Zahlenwerk gleich hinterher. Versagt habe das deutsche Schulsystem vor allem bei der Förderung sozialschwacher Kinder. Dass bei gleicher Begabung der Spross wohlhabender Bildungsbürgereltern eine dreifach höhere Chance hat, das Abitur zu machen, als ein Kind eines Migranten oder eines Arbeiters, ist nämlich der eigentliche Skandal. Die Ursache dafür liefert die Studie ebenfalls: In keinem anderen Land der Welt werden die Kinder in so jungen Jahren in verschiedene Schulformen sortiert wie in Deutschland. Doch das wussten wir ja auch schon vor drei Jahren. Damit ist klar: Das Prinzip Aussitzen statt Nachsitzen war fatal. Denn die Bestraften sind wieder einmal die Kinder.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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