Lausitzer Rundschau: Zu Vatikan-Erlass/Homosexuelle Priester: Kleiner Lichtblick
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Vatikan-Erlass/Homosexuelle Priester:
Erwartungsgemäß entrüstet reagierten Parteien und Schwulenverbände auf das neueste Dokument aus Rom, wonach bekennende Homosexuelle vom Priesteramt in der katholischen Kirche ausgeschlossen werden sollen. Grünen-Politiker Volker Beck sieht sogar eine theologische Verteufelung der Schwulen, weil diese Amtsanwärter drei Jahre statt nur eines wie bei heterosexuellen Anwärtern ihre Neigung überwunden haben müssen, bevor sie doch zur Weihe zugelassen werden. So verständlich diese Aufregung ist, so falsch ist sie, bedenkt man, dass dieses Papier nicht die Homosexualität als solche behandelt, sondern die Anforderungen, die der Vatikan seit Jahr und Tag an seine Hirten in spe stellt. Jeder katholische Priesteramtsanwärter muss sich allein schon mit seiner Berufswahl dem Zölibat unterordnen, muss dem Sex auf immer abschwören, ob mit sich selbst, mit Frauen oder mit Männern. Das ist nun wahrlich nichts Neues. Dass schwule Priesteramtsanwärter laut Vatikan drei Jahre benötigen, um vom Sex geheilt zu werden, ist anachronistisch und eine Frechheit, aber mehr eben auch nicht. Zumal selbst in Rom noch keine Testmethode zur Feststellung irgendwie gearteter sexueller Tendenzen erfunden wurde. . . Dass aber die katholische Kirche auch mit ihrem neuen Oberhirten Benedikt eine reine Männerkirche bleibt und mit den Frauen von vornherein die halbe Menschheit von Kirchenämtern ausgeschlossen wird, ist der eigentliche Skandal, der hier auch einmal mehr totgeschwiegen wird. Unterm Strich offenbart das umstrittene Dokument sogar Gutes: Demnach soll die Kirche Homosexuelle mit Respekt und Behutsamtkeit aufnehmen, auch dürfen sie nicht ungerecht zurückgesetzt werden. Diese Aussagen sind ein echter Fortschritt, denn hier werden erstmals Homosexuelle nicht pauschal als Sünder und Menschen wider die Natur verdammt. Sollte die Kirche tatsächlich nach 2000 Jahren inhaltlichem Stillstand in diesem Punkt nun doch noch anfangen, sich zu bewegen, können sogar die Frauen hoffen, bald nicht mehr aufgrund ihrer Weiblichkeit gebrandmarkt zu werden. So gesehen könnte dieses Papier glatt noch ein kleiner Lichtblick, ein erstes Dokument einer Zeitenwende im Vatikan werden.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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