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Mitteldeutsche Zeitung: Radsportkrise
Ralf Grabsch übernimmt in tiefer Radsportkrise Verantwortung als neuer Sportlicher Leiter beim Team Milram - "Wenn einer aus unserem Team erwischt werden sollte, gehen die Lichter aus"

Halle (ots)

Der Wechsel vom Radsattel auf den Managerposten beim
einzigen deutschen ProTour-Team Milram ist für Ralf Grabsch 
unerwartet schnell gekommen. Der 36-jährige Wittenberger sieht als 
neuer Sportlicher Leiter des Teams im Jahr eins nach seiner 
Profikarriere eine einzigartige Herausforderung darin, zu helfen, 
dass der durch Dopingskandale krisengeschüttelte Radsport etwas von 
seinem Schmuddel-Image ablegen kann. "Es ist natürlich traurig, dass 
Deutschland nur noch mit einem Team in der Elite-Radklasse vertreten 
ist", sagte er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung 
(Freitag-Ausgabe). "Die zweite Kategorie ist komplett weggebrochen, 
die kleineren Mannschaften halten sich gerade so über Wasser." Der 
Bruder von Zeitfahr-Weltmeister Bert Grabsch meint aber auch: Das 
haben wir uns selbst zuzuschreiben."
Milram, das nach dem Rückzug von Telekom-Nachfolger T-Mobile und 
im vorigen Jahr von Team Gerolsteiner nun allein um Etappensiege und 
Achtungserfolge beim Giro d'Italia; der Tour de France und den 
wichtigen Tagesrennen kämpfen muss, habe durch den unverzüglichen 
Beitritt zum Antidoping-Pool signalisiert, für einen sauberen Sport 
einzustehen. Grabsch, der über zwölf Jahre hinweg Profi in fünf 
Rad-Rennställen war und zuletzt von 2006 bis 2008 für das Team Milram
fuhr, ist mit Blick auf die Szene aber kein Illusionist. "Es wird 
auch künftig Spitzenathleten, nicht nur Radrennfahrer, geben, die 
nach illegalen Mitteln greifen", sagte er der Zeitung. Wie andere 
Mannschaften stand das Team Milram, die Marke der Nordmilch AG in der
vergangenen Saison auf der Kippe. Der Hauptsponsor gewährte eine 
letzte Chance. "Wir wissen: Wenn einer aus unserem Team erwischt 
werden sollte, dann gehen bei uns die Lichter aus", meint Grabsch, 
der 1996 die Hessenrundfahrt gewann und 1994 mit dem deutschen 
Straßenvierer Weltmeisterschafts-Dritter im 
100-Kilometer-Mannschaftsfahren war.
Für den Neuanfang bei Milram soll stehen, dass 80 Prozent der 
Fahrer ausgetauscht wurden und sogar 95 Prozent des Personals, wozu 
das Management, die Mediziner, Physiotherapeuten und andere Betreuer 
gehören, zählt Ralf Grabsch auf. Unter den 26 vorwiegend jungen 
Radprofis seien auch acht, die im Vorjahr für Gerolsteiner fuhren. 
Der deutsche Meister Fabian Wegmann, Gerald Ciolek und Linus 
Gerdemann sollen Milram als Zugpferde international voranbringen.
Erste Bewährungsproben als Sportlicher Leiter hat Ralf Grabsch in 
diesem Jahr schon bei Rundfahrten auf Mallorca, durchs Baskenland, in
Andalusien und bei den ersten belgischen Frühjahrsrennen hinter sich 
gebracht. "Ich bin gleich ins kalte Wasser geworfen worden", sagt er.
"Ich habe nicht die Übersicht verloren und bin auch nicht unruhig 
geworden." Ab kommenden Dienstag führt Grabsch das Team Milram bei 
der Tour de Romandie und ab 9. Mai beim Giro.

Pressekontakt:

Mitteldeutsche Zeitung
Jörg Biallas
Telefon: 0345 565 4300

Original-Content von: Mitteldeutsche Zeitung, übermittelt durch news aktuell

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