Mitteldeutsche Zeitung: DDR-Vergangenheit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Böhmer wehrt sich gegen Vorwurf der Verharmlosung
Halle (ots)
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hat in einem Gespräch mit der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung seine Aussage bekräftigt, dass bei der Gründung der DDR auch eine sozial motivierte Umverteilungsabsicht eine Rolle gespielt habe. Böhmer wies in dem Gespräch Vorwürfe seitens der Vereinigung der Opfer des Stalinismus, des Bundes der stalinistisch Verfolgten und Vertretern des Bürgerkomitees Leipzig zurück, er verkenne den grundlegenden diktatorischen Charakter dieses sowjetischen Satellitenstaates und verharmlose die DDR. Er gehe davon aus, dass er mutwillig missverstanden werde.
"Ich habe es nicht nötig, mich über die Vorgänge in der DDR belehren zu lassen", so Böhmer mit Hinweis auf die eigene Familiengeschichte. So sei 1945 ein Onkel spurlos verschwunden. Ein weiterer Verwandter sei 1953 ins Zuchthaus gekommen, weil er offen seine politische Meinung sagte. Er sei später an den Folgen der Haft gestorben. Eine ungenaue Kenntnis der Ursprünge der DDR und ein verklärend-nostalgischer Rückblick seien zudem mitverantwortlich dafür, dass sich heute viele Menschen enttäuscht von der Politik im Lande abwenden, sagte Böhmer weiter in dem Blatt.
Der Ministerpräsident plädiert für mehr Offenheit und weniger Verkürzung beim Umgang mit der DDR-Geschichte. So könne der wachsenden Politikverdrossenheit entgegengewirkt werden. "Mir geht es darum, politische Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen." Ein differenziertes aber nicht verklärtes DDR-Bild sei notwendig, um für heutige gesellschaftliche Herausforderungen gewappnet zu seien.
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