Stuttgarter Zeitung: Baden-Württembergs IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann wirft Gesamtmetall-Chef Kannegiesser "Anmaßung" vor
Stuttgart (ots)
Die IG Metall in Baden-Württemberg will dem Drängen des Arbeitgeberverbandes, einer Verschiebung der zweiten Lohnstufe von 2,1 Prozent zuzustimmen, nur in begründeten Einzelfällen nachgeben. Der IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann nannte es im Gespräch mit der "Stuttgarter Zeitung" (Freitagausgabe) eine "Anmaßung, wenn Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser die Verschiebung von vorneherein als eine Selbstverständlichkeit ansieht, sobald der Arbeitgeber sie will".
Kannegiesser hatte der Gewerkschaft vorgeworfen, sie betrachte die Vereinbarung im Tarifvertrag, wonach die zweite Stufe der Lohnerhöhung von Mai auf Dezember verschoben werden kann, lediglich als Gnadenakt. Hofmann erwiderte: "Das ist kein Gnadenakt, sondern eine rationale Anwendung des Tarifvertrags auf die heutige Situation." Die IG Metall wolle jeden Fall unter die Lupe nehmen, ob eine Verschiebung der Wirtschaftslage des Betriebes angemessen sei. Die Maßgabe der Gewerkschaft für die Belegschaftsvertreter laute nicht: "Macht die Türen auf und öffnet euch allen Begehrlichkeiten, sondern prüft im Einzelfall." Im Gegenzug müssten die Mitarbeiter eine Beschäftigungsgarantie erhalten, und die Ausbildung dürfe nicht reduziert werden, wenn die IG Metall zustimmen solle, verlangte der Bezirkschef.
In Betrieben mit großen Problemen sei die Verschiebung ohnehin keine Lösung. Da seien weitergehende Entlastungen erforderlich. Der Bezirkschef rechnete vor, dass das 2,1-prozentige Lohnplus bei einem Personalkostenanteil von 20 Prozent lediglich 0,29 Prozent der Gesamtkosten ausmachten. "Das ist nicht relevant", sagte er. Ein Betrieb, der darauf bestehe, wolle vor allem Symbolik.
Die IG Metall weist zudem die Forderung von Kannegiesser zurück, über weitere tarifliche Entlastungen zu verhandeln. "Auf Tarifebene halte ich unsere Instrumente für ausreichend", betonte Hofmann. Es gebe keine Notwendigkeit, über Grundsätzliches zu verhandeln, und es gebe bisher auch keine Vorschläge der Metallarbeitgeber, die solche Verhandlungen rechtfertigen würden.
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