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WAZ: Zumindest kurzsichtig - Kommentar von Britta Bingmann
Essen (ots)
Allein der Gedanke daran schnürt einem die Kehle zusammen: Dass da zwei Mädchen das Leiden und Sterben ihres Vaters mitansehen mussten - hilflos, alleingelassen. Man vermag sich nicht vorzustellen, was das anrichtet in den Seelen dieser Kinder.
Die Nachricht macht fassungslos und wütend: Wie kann so etwas passieren? Mitten in der Stadt! Es gibt doch Nachbarn, Verwandte, Lehrer. Und das Jugendamt. Sie alle kannten offenbar die prekäre Situation der Familie. Verhindert haben sie das Drama aber trotzdem nicht.
Die Erklärung der Stadt klingt schlüssig: Der Vater habe die Hilfe abgelehnt und versichert, er könne sich selbst kümmern. Aber hätte das Amt nicht spätestens genauer hinsehen müssen, als der 67-Jährige (!) ins Krankenhaus kam? Rechtlich mag nichts daran auszusetzen sein, dass der Jugendhilfedienst sich da noch auf die Beteuerungen verließ. Kurzsichtig war es allemal.
Und es zeugt, pardon, von Ignoranz, wenn es heißt, das Kindeswohl sei zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. Dass es das sehr wohl war, kann jetzt wohl kaum noch bestritten werden. Es hat nur niemand erkannt.
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