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WAZ: NRW-CDU und Migranten - Toleranz statt harter Hand. Leitartikel von Christoph Meinerz

Essen (ots)

Jeder vierte Schüler in NRW hat eine
"Zuwanderungsgeschichte", wie es politisch korrekt heißt, um das Wort
Ausländer zu vermeiden. Das sind rund 520 000 individuelle junge 
Wesen an allgemeinbildenden öffentlichen Schulen des Landes. Schüler 
an Berufskollegs sind dabei noch gar nicht mitgezählt. Schon in 
wenigen Jahren werden nach Expertenangaben 40 Prozent der Schüler 
Kinder mit Migrationshintergrund sein.
Deshalb ist es vom Grundsatz her richtig und wichtig, dass die 
CDU-Regierungsfraktion im Landtag Ideen entwickelt, wie eine 
"drohende Verfestigung ethnischer Problemschichten in unserer 
Gesellschaft" (CDU-Migrationsbeauftragter) durch eine bessere 
Einbindung der Kinder von Zuwanderern in unser Bildungssystem zu 
verhindern ist. Auch aus rein ökonomischem Interesse.
Vieles im neuen Positionspapier der CDU-Landtagsfraktion weist in
die richtige Richtung. Elternnetzwerke sollen ausgeweitet werden, um 
darüber auf zugewanderte Mütter und Väter einzuwirken, unsere 
vielfältigen Bildungsangebote für eine bessere Zukunft ihrer Kinder 
anzunehmen. Oder mehr türkisch- oder russischstämmige Abiturienten 
für ein Lehramtsstudium anzuwerben. Später als Lehrer hätten sie 
Vorbildfunktion und einen leichteren Zugang zu Familien mit 
vergleichbarem Hintergrund. Den Ganztagsausbau speziell von Schulen 
mit hohem Ausländer-, pardon 
Schüler-mit-Zuwanderungsgeschichte-Anteil voranzutreiben. Firmen aus 
dem "Verband Türkischer Unternehmer und Indus-trieller in Europa" zu 
Partnern von Schulen zu machen. Das alles können sinnvolle Beiträge 
zur Integration sein.
Doch leider hat sich die Union dazu hinreißen lassen, sich bei 
diesem sensiblen Thema zugleich als Law-and-Order-Partei profilieren 
zu wollen. Sie will jetzt angeblich hart durchgreifen, wenn Eltern 
aus religiöser Überzeugung ihre Kinder nicht zum Schwimmunterricht 
schicken wollen oder von Klassenfahrten (Mädchen mit Jungs über 
Nacht) fernhalten. Wohl wissend, dass es sich dabei um kein 
Massenphänomen handelt (Fallzahlen gibt es nicht) und Lehrern vor Ort
in der Praxis ohnehin die Hände gebunden sind. Sie werden die Kinder 
nicht von der Polizei abholen lassen können. Das wäre im Übrigen 
völlig falsch. "Rigoroses Vorgehen" ist der Feind der Inte-gration. 
Wo alle Überzeugungsversuche scheitern, ist - in diesen Fällen - 
einfach Toleranz angesagt.

Pressekontakt:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de

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