Westdeutsche Allgemeine Zeitung
WAZ: Gefahr für China. Kommentar von Jutta Lietsch
Essen (ots)
Das Geschrei der Funktionäre in Peking war groß. Ein "Verbrecher" werde da in Oslo ausgezeichnet, der Preis sei durch die Verleihung an den Bürgerrechtler Liu Xiaobo "entehrt" worden, die Welt habe sich, wieder einmal, gegen das friedliebende China verschworen. Peking war so erzürnt, dass es all seine Bemühungen, sich als sanfte Macht zu präsentieren, vergaß: Es beleidigte, drohte, erpresste und versuchte so, die Zeremonie in Oslo zu verhindern. Dies ist nicht gelungen. Gleichwohl ist es erstaunlich, dass die Argumente des Pekinger Regimes in Teilen der Welt auf offene Ohren stießen. Politiker ebenso wie manche Kommentatoren und Geschäftsleute rückten an Chinas Seite.
Ihre Argumente lauten: China ist auf dem richtigen Weg. Friedensnobelpreise an Dissidenten könnten Chinas Stabilität gefährden und Chaos auslösen. Chaos in China aber sei eine Gefahr für die ganze Welt.
Richtig ist jedoch: Eine starre, hysterische Kommunistische Partei, wie sie sich nach der Osloer Entscheidung präsentierte, ist eine größere Gefahr für die Stabilität Chinas als Liu Xiaobo. Sie sollte ihn anhören, mit ihm diskutieren - und ihn als Berater ins Politbüro holen.
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