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Neue OZ: Kommentar zu Literatur
Schiller

Osnabrück (ots)

Allzu forciert und ziemlich ungerecht
Schiller ist trendy, Goethe dagegen ziemlich gestrig: Die forsche 
These mag Ulrich Raulff nachgesehen werden, weil er als Direktor des 
von der Schiller-Gesellschaft getragenen Literaturarchivs für die 
eigene Sache wirbt. Für die Sache der Literatur wirbt er dagegen eher
nicht. Man muss nicht kulturkonservativ vernagelt sein, um sich 
dagegen zu wenden, dass Autoren und ihre Werke derart gegeneinander 
ausgespielt werden. Auch der Schwung, mit dem Raulff seinen Klassiker
ins Internet-Zeitalter katapultiert, wirkt allzu forciert.
Denn Schiller kann heute mit seinem rhetorischen Schwung 
begeistern oder mit seinen trockenen Sentenzen nerven - ganz nach 
Sichtweise. Als Zentralgestirn des Deutschunterrichts hat er es 
ohnehin zum eher zweifelhaften Ruhm des angestrengten 
Weltverbesserers gebracht.
Abgesehen davon wäre noch zu fragen, ob sich Schiller heute 
wirklich nur für ein Medium entscheiden würde. Seine eigene Zeit 
entwarf mit der "Universalpoesie" bereits das Konzept eines Verbundes
künstlerischer Medien. Vielleicht würde er ja nicht nur bloggen, 
sondern auch Filme drehen, Ausstellungen machen und - ja und auch 
Bücher schreiben. Ulrich Raulff wäre ihm deswegen sicher nicht böse.

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