Neue OZ: Kommentar zu Unruhen in der Ukraine
Osnabrück (ots)
Achtung, Europa!
Das Heer der Unzufriedenen schwillt an. Aus der Entfremdung von Autokraten und korrupten Regimen wird blanker Hass. Friedlicher Protest schlägt um in offene Gewalt. Nein, dies ist keine Kurzbeschreibung der Arabellion, die Rede ist von Europa. Es wird unruhig auf dem Kontinent. Die Demokratie sei in großen Teilen Osteuropas auf dem Rückzug, stellt die Bertelsmann-Stiftung in einer aktuellen Studie fest. Und sagt voraus, dass dort immer mehr Menschen nicht nur friedlich auf die Straße gehen. Eine traurige Bestätigung dieser Prognose liefert die Eskalation des Konflikts in der Ukraine. Bei den Zusammenstößen sind erstmals Menschen getötet worden, erschossen. Sowohl die Oppositionsparteien als auch die ukrainische Regierung sind dabei, die Kontrolle zu verlieren. Präsident Janukowitsch reagiert stur und ratlos. Der Westen des Landes, wo proeuropäische Kräfte in der Überzahl sind, droht ihm zu entgleiten. Der russlandtreue Osten hält eisern zu ihm. Und in der Mitte, in Kiew, toben Straßenschlachten. Spaltung? Bürgerkrieg? In der Ukraine scheint derzeit alles möglich. Die Europäer glaubten nach dem Bosnienkrieg vor rund 20 Jahren, die Phase der blutigen postkommunistischen Zerfallskonflikte sei ausgestanden. Vielleicht haben sie sich geirrt. Sollten die Demonstranten in der Ukraine sich militärisch bewaffnen, muss Europa sich auf einen neuen Bürgerkrieg einstellen.
Christian Schaudwet
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