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Westfalenpost: Plattform für Zensur

Hagen (ots)

Ehrengast China auf der Buchmesse
Von Monika Willer
Am Beispiel des Ehrengastes China zeigt sich die Vielfalt der 
Probleme, vor denen die globalisierte Buchbranche im Spannungsfeld 
zwischen Kommerz und Kultur steht. Der Ehrengasttitel verleiht dem 
betreffenden Land großes Prestige. Doch China ist alles andere als 
eine Kulturnation im europäischen Sinne.
 Wie in jeder Diktatur gibt es keine Meinungsfreiheit, die 
chinesischen Autoren, die im Westen überhaupt bekannt sind, leben im 
Exil. Deshalb muss sich die Buchmesse durchaus den Vorwurf gefallen 
lassen, staatlichen Zensurpraktiken eine Plattform zu bieten.
 Die Gastland-Auftritte der Türkei und der Arabischen Welt standen 
unter ähnlichen Vorbehalten. Doch die Verhältnisse sind kaum 
vergleichbar. Kritische Stimmen, wie etwa der türkische 
Literaturnobelpreis-Träger Orhan Pamuk, erzielen in deutscher Sprache
so hohe Auflagen, dass sie keine Zustimmung ihrer Regierung für einen
Buchmessen-Besuch brauchen. Chinas Regime dagegen hat zahlreichen 
Exil-Autoren die Einladung verweigert.
 Umgekehrt ist China allerdings für die deutschen Verlage ein 
riesiger Markt. Das Geschäft mit Fernost und vor allem mit China 
blüht; es herrscht Goldgräber-Stimmung. Deshalb darf es sich die 
deutsche Verlagsbranche gar nicht leisten, dem Land die kalte 
Schulter zu zeigen. Im Gestrüpp derart kollidierender Interessen kann
man daher nur hoffen, dass die Öffentlichkeit, die mit der Buchmesse 
zwangsläufig einhergeht, letztlich der Meinungsfreiheit dient.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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