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Westfalenpost: Julia Emmrich zur Lohnlücke zwischen Männer und Frauen: Eine Lösung bis ins kleinste Detail ist nicht möglich

Hagen (ots)

Schauen Sie sich einmal die Ehepaare in ihrer Nachbarschaft an. Wie viele Frauen gibt es dort, die mehr verdienen als ihre Männer? Oder schauen Sie sich die Leute in Ihrem Viertel an: Wie viele Männer arbeiten an der Kasse im Supermarkt, in der Kita oder in der Altenpflege? Man braucht keine Statistik, um ein Gefühl für die Lohnlücke zu bekommen, die in Deutschland zwischen Frauen und Männern klafft. Der Reflex ist klar: arme, benachteiligte Frauen! Gemeine Männerwelt! Doch das trifft die Sache nicht. Frauen und Männer müssen gleich bezahlt werden, wenn sie das Gleiche leisten. Das ist das eine. Das andere ist: Die wenigsten Frauen sind schutzlose Opfer der Verhältnisse oder ihrer Erziehung. Die meisten treffen in ihrem Leben Entscheidungen, die dazu führen, dass viele weniger verdienen als sie verdienen könnten. Doch es gibt auch die anderen. Sie machen Abitur, studieren, starten im Job, finden einen Mann, wollen Kinder und glauben an alle Vereinbarkeitsversprechen. Und sehen auf einmal: Es funktioniert nicht. Weil der Chef nicht mitspielt. Weil ein Kind Eltern braucht und keine doppelten Vollzeitarbeiter. Was heißt das nun aber für die deutsche Lohnlücke? Ist sie in Stein gemeißelt? Nein. Die Regierung kann Druck ausüben, Ausbeutung und vorsätzliche Diskriminierung bekämpfen. Sie kann Bewegung ins Tarifgefüge bringen und für höhere Gehälter in typischen Frauenberufen werben. Aber: Um die Lücke vollständig zu schließen, müsste die Regierung bis ins Kleinste in die Personalpolitik der Unternehmen hineinregieren, die Berufsbiografien von Frauen umschreiben und die Rollendynamik der Paare zielgerichtet steuern. Am Ende kämen dabei gleiche Löhne heraus - aber auch ein bevormundender Staat.

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