Westfalenpost: Schuldig ohne Urteil Kein Beben nach dem Tod von Milosevic
Hagen (ots)
Von Bodo Zapp
Slobodan Milosevic war ein Hetzer, Lügner, Kriegsverbrecher und Menschenverächter. Sein Tod löst unterschiedliche Reaktionen aus, von einem Beben kann aber auch in Belgrad keine Rede sein. Dass die Anhänger des jugoslawischen Ex-Präsidenten Verschwörungstheorien in die Welt setzen, verwundert nicht. Doch der überwiegende Teil der jüngeren Generation interessierte sich schon lange nicht mehr für den Mann von gestern, die Mehrheit im Lande will einfach ihre Ruhe haben und möglichst bald besser leben. Die Zeit ist über den "Schlächter vom Balkan" hinweg gegangen. Allerdings täusche man sich nicht: Nicht wenige Menschen dort sehen die Schuldkarten bei der Aufarbeitung der Balkan-Kriege nach wie vor ungerecht verteilt. Auf der Täterseite die orthodoxen Serben, auf der Opferseite die muslimischen Bosnier, die Kosovo-Albaner und die katholischen Kroaten - diese international überwiegende Sichtweise galt vielen lange als Teil der NATO-Propaganda. Die Beweisführung vor dem "Weltgericht" in Den Haag und die Bilder der Massaker im Kosovo änderten diese Haltung nur in Teilen, nicht grundsätzlich. Milosevic wollte das ethnisch reine Großserbien, ohne Rücksicht auf Verluste. Folge war die Aufteilung des früheren Jugoslawien in Einzelstaaten. Der Tod Hunderttausender ist dem Mann anzulasten, der dabei die Blutregie führte und nie Reue zeigte. Es ist zu bedauern, dass seine Verbrechen nicht mehr mit einem richterlichen Schuldspruch geahndet werden können. Wichtiger als die Nachricht vom Tode Milosevics ist, dass die Hoffnung auf Stabilität auf dem Balkan nicht stirbt.
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