Mittelbayerische Zeitung: Ball flach halten - Die Bundesliga feiert zu Recht ihren eigenen Erfolg - nun darf sie die Vermarktung aber nicht übertreiben. Von Jürgen Scharf
Regensburg (ots)
Ab heute rollt wieder der Ball. Die Fußball-Bundesliga, des Deutschen liebstes Kind, ruft zur 51. Saison. Eigentlich kann da nichts schiefgehen. Die Zuschauer strömten in den vergangenen Jahren konstant und wie nie in die Stadien und mussten dies nicht bereuen, denn sportlich setzte die Liga zum Höhenflug an. Dies gipfelte jüngst im deutschen Champions-League-Finale von Wembley. Die Bundesliga-Macher tragen die eigene Erfolgsgeschichte zu Recht mit breiter Brust vor sich her - und wollen diese fortschreiben. In Sachen Verbesserung des Geldflusses gibt es zwei Zauberwörter: Asien und Bezahlfernsehen. Hier sollte es die Deutsche Fußball-Liga (DFL) aber nicht übertreiben. Die Strahlkraft der höchsten deutschen Spielklasse beruht nicht zuletzt auf ihrer Tradition. Diese für übertriebene Profitgier aufs Spiel zu setzen, wäre fahrlässig. Asien! Den größten Kontinent der Erde haben andere europäische Fußball-Bosse schon lange für sich entdeckt. Spanische oder englische Top-Klubs reisen dort seit Jahren regelmäßig zu Gastspieltourneen an und werden wie Popstars empfangen. Dementsprechend gewaltig ist der Absatz von Fanartikeln. Die deutschen Marktführer, insbesondere der FC Bayern München, haben bereits angekündigt, dass sie nachziehen wollen. Soweit, so gut - es sollte aber alles in einem geregelten Maß bleiben. Wenn etwa asiatische Spieler nur verpflichtet werden, um deren Landsleute vor den Fernseher zu zwingen, ist das arg durchschaubar. Meist werden damit am Ende weder Spieler, noch Verein, noch Fans glücklich. Ebenfalls eine Gratwanderung ist der Kampf ums Fernsehgeld. Man sei mit den aktuellen Verträgen zufrieden, heißt es von der DFL. Satte 448 Millionen Euro werden in der kommenden Spielzeit in die Kassen der Vereine der 1. Liga gespült. In naher Zukunft könnte die 500-Millionen-Marke geknackt werden. Die gigantischen Summen von teilweise über einer Milliarde Euro, die in Spanien oder England bewegt werden, scheinen (noch) unerreichbar. Dies liegt insbesondere daran, dass in diesen Ländern im Gegensatz zu Deutschland über Jahre eine Bezahlfernsehen-Kultur gewachsen ist. Dort gehört ein Pay-TV-Receiver quasi zur Pflichtausstattung eines eingefleischten Fans. In Deutschland dümpelten die Bezahlübertragungen dagegen lange vor sich hin, woran nicht zuletzt mehrere Anbieterwechsel schuld waren. Mit Sky glauben die Bundesliga-Macher nun den, wie heißt es so schön, verlässlichen Partner gefunden zu haben. Und in der Tat zogen die Abo-Zahlen zuletzt an. Übrigens ohne dass die DFL einem kompletten Salami-Spieltag, wie er in anderen Ländern gang und gäbe ist, zugestimmt hat. Das war die richtige Entscheidung. Die Fans sollten nicht mit dem Schlaghammer vor den Receiver zu Hause gezwungen werden. Nicht zuletzt, weil sich in Deutschland seit dem Sommermärchen 2006 eine echte Public-Viewing-Kultur entwickelt hat. Die Kneipen sind bei Bundesliga-Spielen rappelvoll, die Stimmung ist spitze, und auch erstaunlich viele Frauen schauen zu. Gewinnkalkulationen sind heute um 20.30 Uhr zumindest für 90 Minuten aber erst mal Nebensache. Der FC Bayern eröffnet als deutscher Meister die Saison. Schon der erste Auftritt gegen Gladbach könnte ein wichtiger Fingerzeig sein. Denn, mit Verlaub, bei aller Klasse der Münchner: Vergangene Saison schien es fast zum guten Ton zu gehören, sich den Roten kampflos zu ergeben. In der Hoffnung auf einen spannenden Wettbewerb darf man sich wünschen, dass die Hamburger, Schalker oder wie sie alle heißen, in der Sommerpause zu einer wichtigen Erkenntnis gekommen sind: Die Bayern sind auch nur Fußballer.
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