Mittelbayerische Zeitung: Schwach!
Kommentar zur deutschen Nummer eins im Tennis, Alexander Zverev
Regensburg (ots)
Alexander Zverev ist ein großartiger Tennisspieler. Unbestritten. Was dem 20-Jährigen leider fehlt, ist Fingerspitzengefühl abseits des Platzes. Die Schlagzeilen, für die er diese Woche sorgte, waren einer deutschen Nummer 1 nicht nur unwürdig, sie waren auch völlig unnötig. Denn Zverev musste als Profi wissen, welche Reaktionen seine Absage für das Turnier am Hamburger Rothenbaum hervorrufen würde. Ausgerechnet seiner Geburtsstadt Hamburg zeigte er die kalte Schulter. Es war ein Schlag ins Gesicht - nicht nur für Turnierdirektor Michael Stich, der Ende Juli fest mit ihm als Zugpferd geplant hatte, sondern für den Tennissport in ganz Deutschland. Jeder weiß doch: Eine Sportart, die seit mehr als einem Jahrzehnt ums Überleben kämpft, hängt am Tropf weniger deutscher Spieler, die das Potenzial haben, ein solches Turnier gewinnen zu können. Nur siegende Lokalmatadoren sorgen am Ende für volle Stadien und erhöhte Fernsehpräsenz. Das Rasenturnier in Halle ist der beste Beweis. Getragen von den Fans wachsen deutsche Spieler immer wieder über sich hinaus. Und Sportsender übertragen täglich mehrere Stunden live im Free-TV. Alexander Zverevs Entscheidung, bei dem zeitgleich zu Hamburg stattfindenden Turnier in Washington auf Hartplatz zu spielen, um sich so besser auf die US Open vorbereiten zu können, muss man akzeptieren. Verstehen muss man sie nicht. Sein Argument, die Umstellung nach der Rasensaison auf den Sandplatz in Hamburg und anschließend auf die Hartplätze in Amerika, sei schwer zu verkraften, ist schwach. "Deshalb habe ich in den vergangenen Jahren in Hamburg auch immer in der ersten Runde verloren", meinte Zverev. Er hätte sich vielleicht an das Jahr 2013 erinnern sollen, als Michael Stich dem 16-Jährigen die erste Wildcard für Hamburg gab. Oder noch besser an 2014, als er - damals als Nummer 665 der Welt - wieder mit einer Wildcard beschenkt bis ins Halbfinale und in die Herzen der Fans stürmte.
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