Russland versinkt im Öl - Ölmultis schauen zu
Hamburg (ots)
Vor dem Dachverband der deutschen Ölkonzerne demonstrieren heute Morgen 20 Greenpeace-Aktivisten gegen die Ölverschmutzung in den russischen Ölfördergebieten. Die Umweltschützer entrollen vor den Fenstern des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) ein Transparent mit der Aufschrift "Russland versinkt im Öl - Ölmultis schauen zu" und verdunkeln die Scheiben der Büroräume. Über Megaphon weisen sie in russischer und deutscher Sprache auf das Ausmaß der Ölverschmutzung hin. Im MWV sind 16 deutsche Ölkonzerne, darunter Elf, Dea und Agip, organisiert.
Die deutschen Mineralölkonzerne importieren rund 30 Prozent ihres Erdöls aus Russland. Dort laufen Jahr für Jahr 15 Millionen Tonnen Erdöl durch kaputte Pipelines aus. Christian Bussau, Öl-Experte bei Greenpeace: "Das bedeutet, dass jeden Tag soviel Öl ausläuft wie 1989 beim Unfall des Öl-Tankers Exxon Valdez. Der Dachverband einer Ölindustrie, der dieses Problem nicht sehen will, sollte besser Mineralöl-Wegschau-Verband genannt werden."
Auch russische Ärzte schlagen Alarm. Professer Veniamin Khudoley, Arzt und Krebsexperte aus Sankt Petersburg, berichtet über die Ölförderregion Komi im Nordosten des europäischen Russland: "Im Zeitraum von 1995 bis 1997 waren 90 Prozent aller Einwohner in Komi krank. Die Dauerbelastung mit Öl im Trinkwasser und in der Nahrung gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung. Viele Menschen leiden an Krebs, Lungen- und Bluterkrankungen sowie Schäden am Immun- und Nervensystem. Besonders die Ölarbeiter sind gefährdet, denn meistens haben sie weder Atemschutzmasken noch Schutzanzüge oder Sicherheitsschuhe."
Greenpeace wurden offizielle russische Berichte zugespielt, nach denen allein in der Komi-Region insgesamt rund 220.000 Tonnen Öl die Fördergebiete verseuchen. Bei einer mehrwöchigen Recherchereise in die Komi-Region stieß Greenpeace Ende Mai überall auf große Ölunfälle. Öl wird einfach in ungesicherte Erdgruben gepumpt und verbrannt. Der neue Greenpeace-Bericht "Komi: Der Preis des Erdöls" fasst die Ergebnisse dieser Reise zusammen.
Bereits im April hatte Greenpeace die deutschen Ölkonzerne, unter anderem Elf und Dea, und den MWV nach Produktstandards für Erdöl und Umweltstandards für Ölförderung und -transport befragt. Ergebnis war, dass es bisher solche Standards im Bereich Erdöl nicht gibt. Christian Bussau: "Die Konzerne interessieren sich für das Öl erst ab der deutschen Grenze. Produktverantwortung hört aber nicht an Grenzen auf."
Greenpeace fordert die deutschen Öl-Konzerne, allen voran Elf und Dea, auf, gemeinsam mit den russischen Lieferanten Umweltstandards bei Ölförderung und -transport zu erarbeiten und umzusetzen. Die Mineralölkonzerne müssen einen Teil ihrer Milliardengewinne für konkrete Projekte zur Reparatur russischer Pipelines und zur Reinigung der ölverseuchten Regionen bereit stellen.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an die Öl-Experten Christian Bussau und Jan Rispens, beide Tel. 0171-8780-820, sowie Pressesprecherin Carmen Ulmen, Tel.: 0171-8780-840. Aktuelles Beta-SP-Material über die Umweltverschmutzung in der Komi-Region unter 040-30618-375, Fotomaterial - auch per Leonardo - unter 040-30618-376. Den aktuellen Komi-Bericht (20 Seiten) bestellen Sie bitte unter 040-30618-353. Internet: www.greenpeace.de
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