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Greenpeace protestiert vor AKW-Obrigheim
Aktivisten wollen Abschaltung des Reaktors sicherstellen

Obrigheim (ots)

Greenpeace-Aktivisten demonstrieren heute vor
dem Atomkraftwerk Obrigheim. Auf einem Banner steht: "AKW Obrigheim:
wird jetzt abgeschaltet oder ist alles Lüge?" Die 10 Umweltschützer
protestieren mit ihrer Aktion für das termingerechte Abschalten des
Atomkraftwerks in 86 Tagen. Das ist der Termin, der vom
Bundesumweltministerium im Rahmen des Atomausstiegs vorgegeben wurde.
Der Betreiber des AKWs Obrigheim, der süddeutsche Energieversorger
Energie Baden-Württemberg (EnBW) versucht unterdessen nach Absprache
mit Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Restlaufzeit für das älteste
deutsche Atomkraftwerk zu verlängern.
"Der Atommeiler in Obrigheim ist der Prüfstein für den rot-grünen
Atomausstieg," sagt Greenpeace-Atomexpertin Susanne Ochse. Die
Entscheidung, ob Obrigheim nach Zeitplan abgeschaltet wird oder
nicht, muss laut Gesetz Umweltminister Jürgen Trittin im Einvernehmen
mit Wirtschaftsminister Werner Müller und Bundeskanzler Gerhard
Schröder treffen. "Entweder, Schröder ist der Genosse der Bosse und
tanzt nach der Pfeife des Betreibers EnBW. Oder: Schröder macht zur
Abwechslung mal Politik im Sinne der Sicherheitsinteressen der Bürger
und lässt  Obrigheim abschalten," sagt Ochse.
EnBW hatte am 30. September beim Bundesumweltministerium die
Übertragung von 15.000 Gigawattstunden Reststrommenge vom jüngeren
Meiler Neckarwestheim II auf Deutschlands ältesten Reaktor Obrigheim
gestellt. Das entspricht einer Laufzeitverlängerung von Obrigheim von
rund fünf Jahren. Im Rahmen des so genannten Atomkonsenses zwischen
Betreibern und Regierung war die Abschaltung des ersten deutschen
AKWs noch für Anfang 2003 geplant.
Für Greenpeace zeigt der Fall Obrigheim, dass die
Energieversorgungsunternehmen versuchen, Rot-Grün selbst mit ihren
wachsweichen Beschlüssen zum Ausstieg noch auflaufen zu lassen. EnBW
will möglichst alle AKWs über die zweite rot-grüne Legislaturperiode
hinaus weiter betreiben . Die Konzernspitze hofft nach einem
eventuellen Regierungswechsel im Jahr 2006 darauf, die Laufzeiten für
die alten Meiler nach US-amerikanischem Vorbild verlängert zu
bekommen. Ochse: "Die Betreiber werden kein einziges AKW, das ihnen
noch Geld einspielt, kampflos aufgeben. Der so genannte
"Atomausstieg" entpuppt sich damit immer mehr als reine Farce."
Der Meiler in Obrigheim ist Deutschlands ältestes Atomkraftwerk.
Die 70 cm dicke Betonkuppel des Reaktors hält im besten Fall dem
Absturz eines Sportflugzeuges stand. Einen derart versprödeten
Reaktordruckbehälter wie in Obrigheim findet man sonst nur in
osteuropäischen Hochrisiko-Reaktoren wie in Kosloduj (Bulgarien) und
Bohunice (Slowakei). Der Betreiber EnBW verzeichnete im vergangenen
Jahr eine bislang beispiellose Pannenserie in seinen AKWs
Philippsburg, Neckarwestheim und Obrigheim. Jahrelang hat der Konzern
zudem gegen Betriebsvorschriften verstoßen.
Achtung Redaktionen: Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Susanne
Ochse, Atomexpertin vor Ort, Tel.: 0171-8780830 oder Pressesprecher
Björn Jettka, Tel: 0171-8780 778. Foto- und Filmmaterial der Aktion
erhalten Sie unter Tel: 040-30618 377 (Foto) bzw. 040-30618 375
(Beta-SP, ab Montag). Internet: www.greenpeace.de

Original-Content von: Greenpeace e.V., übermittelt durch news aktuell

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