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Nur Aus ist sicher
Greenpeace begrüßt Abschaltung des Schrottreaktors Obrigheim

Obrigheim, 5. 5. 2005 – „Obrigheim: Nur aus ist
sicher“ steht auf dem Banner, das Greenpeace-Aktivisten heute in den
Morgenstunden vor dem baden-württembergischen Atomkraftwerk
Obrigheim (bei Heilbronn) aufstellten. Damit begrüßt die
Umweltschutzorganisation, dass in den nächsten Tagen endlich das
älteste und eines der gefährlichsten deutschen Atomkraftwerke
abgeschaltet werden soll. Ein Konzept für den Stromersatz gibt es
jedoch weder für Obrigheim noch für andere Atomkraftwerke, die im
Rahmen des „Atomkonsens“ vom Netz gehen sollen. Greenpeace appelliert
daher an die Bundesregierung, von den großen Stromversorgern EnBW,
Vattenfall, RWE und E.ON konkrete Pläne einzufordern, wie der
Atomstrom durch weniger Energieverschwendung und Erneuerbare Energien
ersetzt werden soll.
„Die Abschaltung verbessert die Sicherheit der Bevölkerung in der
Region. Ein Beweis für den Atomausstieg ist das noch lange nicht“,
sagt Thomas Breuer, Atomexperte bei Greenpeace. Der
Reaktordruckbehälter ist versprödet. Die nur 70 Zentimeter dicke
Reaktorkuppel hätte höchstens den Absturz eines langsam fliegenden
Sportfliegers aufgehalten. Im so genannten „Atomkonsens“ hatten
Bundesregierung und Industrie im Jahr 2000 für die deutschen
Atomkraftwerke Laufzeiten von durchschnittlich 32 Jahren
ausgehandelt. Obrigheim sollte Ende 2002 vom Netz gehen. Doch kurz
nach der Bundestagswahl 2002 beantragte der Betreiber EnBW, die
Laufzeit zu verlängern. Trotz der Gefahren für die Bevölkerung und
des ohnehin industriefreundlichen „Atomkonsenses“ knickte die
Regierung ein, so dass Obrigheim bis heute 37 Jahre am Netz ist.
In diesen 37 Jahren hat der Reaktor ca. 370 Tonnen
hochradioaktiven Atommüll produziert. Beim Abriss werden weitere
2.500 Tonnen leicht- und mittel-radioaktiver Atommüll entstehen. Bis
heute gibt es für den Atommüll kein sicheres Endlager. Der
Löwenanteil der abgebrannten Brennelemente ist in die
Wiederaufbereitungsanlage nach La Hague in Frankreich gegangen. Diese
Anlage gibt im Normalbetrieb so viel Radioaktivität ab, dass sie in
Deutschland nicht genehmigungsfähig wäre.
„Die Frage ist nun, wie wird Obrigheim ersetzt?“, so Breuer.
„Erste Überlegungen seitens des Managements gehen dahin, alte Kohle-
und Ölkraftwerke aus der Mottenkiste zu holen.“ Ein konkretes Konzept
zum Ersatz von Obrigheim gab es bei der offiziellen Bekanntgabe der
Abschaltung nicht, obwohl der Abschalttermin seit spätestens 2002
bekannt ist. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass EnBW auf einen
Regierungswechsel nach den Bundestagswahlen 2006 spekuliert“,
befürchtet Breuer. Denn der Abbau des Atomkraftwerkes soll erst 2007,
nach den Bundestagswahlen, erfolgen.
Kurzfristig lässt sich die Abschaltung einzelner Atomkraftwerke
zum Beispiel durch Stromimporte ausgleichen. Die Abschaltung aller
deutschen AKWs erfordert jedoch ein Konzept für Ersatzkapazitäten.
„Ohne Masterplan zur umweltfreundlichen Umgestaltung der deutschen
Stromerzeugung bleibt der Atomkonsens Makulatur“, so Breuer.
Achtung Redaktion: Rückfragen bitte
vor Ort an Thomas Breuer, Tel. 0171-8780820,
oder an Pressesprecherin Ortrun Albert, Tel.0171-8781184
(auch bei Anfragen für Fotos).
Internet: www.greenpeace.de.
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