BDI Bundesverband der Deutschen Industrie
Nachruf auf Tyll Necker
Tyll Necker - Leitfigur der deutschen Wirtschaft ist gestorben
Berlin (ots)
"Der plötzliche Tod von Tyll Necker trifft uns tief. Mit ihm verliert die deutsche Industrie einen ihrer markantesten Wortführer", sagte Michael Rogowski, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Tyll Necker war mehr als sechs Jahre BDI-Präsident - vom 1. Januar 1987 bis 31. Dezember 1990 sowie vom 1. September 1992 bis zum 31. Dezember 1994. Seit 1980 gehörte Necker dem BDI-Präsidium an. Von 1982 bis 1985 war er als Schatzmeister für die Finanzen des BDI verantwortlich. Aufgrund seiner großen und bleibenden Verdienste um die deutsche Industrie ernannte ihn das BDI-Präsidium im Jahr 2000 zu seinem Ehrenmitglied.
In der Person Tyll Neckers vereinten sich warmherzige Offenheit, persönliche Bescheidenheit und mutiges Eintreten für die Sache. Für seine Überzeugung kämpfte er leidenschaftlich mit bewundernswertem persönlichen Einsatz. Dabei zeichnete sich der gebürtige Berliner durch kreative Vorschläge für die wirtschaftspolitische Praxis aus. Mit seiner bildreichen Sprache brachte er seine Argumente auf den Punkt. Mit seinen Wortschöpfungen baute er Brücken zum Zuhörer. Seine Äußerungen hatten Tiefgang, zeichneten sich zugleich durch Witz und Humor aus. Immer regten sie zum Nachdenken an. Seine Sprache hat Politik gemacht.
Als überzeugter Verfechter der sozialen Marktwirtschaft zeigte er konsequent ordnungspolitische Mängel auf. Er verstand die Marktwirtschaft im besten Erhardschen Sinne und verteidigte sie gegen blauäugige sozialpolitische Interpretationen. Die Reformschwäche in der Bundesrepublik vor Beginn des europäischen Binnenmarktes legte er offen. Der "Volkswirt aus Leidenschaft" gilt als Initiator der Standortdebatte in Deutschland schon Ende der achtziger Jahre. Eigenverantwortung statt "Vollkasko-Mentalität" war sein Leitmotiv. Auch bei seinen Kontrahenten genoss er hohe Glaubwürdigkeit durch treffende Argumente und durch seinen Erfolg als mittelständischer Unternehmer.
Hohe Wertschätzung genießt er bis heute in den neuen Bundesländern. Sofort nach dem Fall der Mauer war er dort unternehmerisch und verbandspolitisch präsent. Tyll Necker machte sich mit großem persönlichen Engagement und unkonventionellen Vorschlägen bei der Verwirklichung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands einen Namen. In Erinnerung ist vor allem sein Vorschlag zur Einführung einer Wertschöpfungspräferenz in den neuen Bundesländern geblieben. Mit der Fernsehsendung "Marktwirtschaft konkret" im ehemaligen Deutschen Fernsehfunk hat er dort viele Freunde gewonnen.
Tyll Necker hat kompetent mit persönlicher Überzeugung und Überzeugungskraft praktische Wirtschaftspolitik vertreten. Bei seinem Engagement für die Belange der deutschen Industrie hatte er immer die Interessen sowohl von Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern im Blick. "Mehr Netto für alle" war schon seine Forderung. Viele von ihm in der Standort-Debatte angesprochenen Themen prägen die Arbeit des BDI bis heute. Die deutsche Industrie hat ihm sehr viel zu verdanken.
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