Welthungerhilfe zieht Halbjahresbilanz nach dem Tsunami
Bonn (ots)
22.06.05. Anlässlich des bevorstehenden Halbjahrestags der Tsu-nami-Katastrophe veröffentlicht die Deutsche Welthungerhilfe (DWHH) die wichtigsten Daten zu ihrer Hilfe in Südostasien. Noch nie hat die Organisa-tion nach einer Katastrophe so viele Spenden erhalten. Die Spenden-summe liegt bei rund 28,5 Millionen, die Zahl der Spender bei 300.000.
Daraus ergibt sich eine besondere Pflicht, die Öffentlichkeit über die Ver-wendung der Spendengelder und öffentlichen Zuschüsse zu unterrichten. Die Einnahmen und Ausgaben für die Tsunami-Hilfe wird die Welthunger-hilfe einer unabhängigen Wirtschaftsprüfung unterziehen, die Ergebnisse werden am 1. Dezember vorliegen.
Für den Wiederaufbau rechnet die Welthungerhilfe mit einem Zeitraum von mindestens zwei Jahren. Derzeit laufen Projekte im Umfang von rund 17 Millionen Euro, weitere Projekte im Umfang von rund 20 Millionen Euro sind geplant. Die Organisation tritt der verbreiteten Ansicht entgegen, für die Tsunami-Hilfe seien ausreichend Mittel vorhanden. Sie befürchtet, dass wie bei vorangegangenen Katastrophen die Zusagen über öffentliche Mittel nicht eingehalten werden und wirbt daher weiter um Spenden.
Die Deutsche Welthungerhilfe ist in der Katastrophenregion in vier Län-dern tätig: Indien, Sri Lanka, Thailand, Indonesien. In drei der Länder (nicht in Indonesien) hat die Welthungerhilfe schon vor der Katastrophe zusammen mit einheimischen Partnerorganisationen Entwicklungshilfe geleistet.
Diese Strukturen gewährleisten, dass der Wiederaufbau nicht über die Köpfe der betroffenen Bevölkerung hinweg geplant und der langfristige Effekt berücksichtigt wird. Der Tsunami hat zum größten Teil sehr arme Regionen getroffen. Den Menschen, die durch diese Katastrophe schwer gelitten haben, soll es nach dem Wiederaufbau besser gehen als vorher.
Die Welthungerhilfe berücksichtigt auch das Umfeld der Hilfsmaßnahmen. Sie will keine Goldküste schaffen, auf die das Hinterland neidisch blickt; das würde in politisch instabilen Regionen wie dem Tamilengebiet im Norden Sri Lankas oder der Bürgerkriegsregion Banda Aceh in Indonesien neue Konflikte schaffen.
Es folgt eine Übersicht über die wichtigsten Zahlen sowie kurze Län- derübersichten. Weitere Informationen unter www.welthungerhilfe.de Die Welthungerhilfe hat außerdem eine Sonderausgabe ihrer vierteljähr-lich erscheinenden Zeitung Welternährung mit Berichten zum Thema Tsunami-Hilfe erstellt. Sie kann bei der Redaktion Welternährung oder unter info@welthungerhilfe.de kostenlos bestellt werden. Die Zahlen (Stand 31.5.2005)
Einnahmen insg.: 31,4 Mio. Spenden von Privatpersonen: 23,4 Mio. (74,5%) Spenden aus Partnerschaften: 5 Mio. (16%) Öffentliche Zuschüsse: 3 Mio. (9,5%)
Projekte in Durchführung nach Ländern: Laufende Projekte insg.: 17,3 Mio. Indien: 6 Mio. (34,9%) Sri Lanka: 5,1 Mio. (29,3%) Indonesien: 3,5 Mio. (20,1%) Thailand: 2,7 Mio. (15,7%)
Projekte in Durchführung nach Maßnahmen: Laufende Projekte insg.: 17,3 Mio. Nothilfe: 41,2% Erwerbsgrundlagen: 24,5% Häuserbau: 14,6% Schulen: 8,1% Soziale Infrastruktur: 8% Dörfliche Infrastruktur: 3,6%
Länderübersicht
Indien: Unmittelbar nach der Katastrophe haben 65.000 Menschen in In- dien Nothilfe erhalten, dies umfasst unter anderem die Versorgung mit Nahrungsmitteln und die Verteilung von Sets mit Küchenutensilien an Tsunami-Opfer, die ihren gesamten Hausrat verloren haben. Derzeit ist die Deutsche Welthungerhilfe in Indien in 30 Dörfern in zwei Distrikten im Bundesstaat Tamil Nadu an der Südostküste Indiens und auf der Inselgruppe Andamanen und Nikobaren tätig. Der Schwerpunkt liegt bei der Sicherung des Lebensunterhalts, vor allem in der Fischerei. Finan-ziert wurden bislang die Reparatur von rund 2000 Booten, die Neuausstat-tung mit 840 Netzen und der Bau von 350 neuen Booten. Das Material wird in der Region gekauft, um die lokale Wirtschaft zu stützen. Der Wiederaufbau von zerstörten Wohnhäusern ist zunächst reduziert worden, da die Bundesstaatsregierung von Tamil Nadu aus unklaren Gründen die Standards für neue Häuser so in die Höhe gesetzt hat, dass sich die Preise verdoppelt haben. Bereits gebaut wurde dagegen ein Kinderheim für 100 Tsunami-Waisen und eine Übergangsschule für 250 Kinder, zur Zeit läuft der Bau einer Hal-le zur Fischvermarktung, weitere Hallen sind geplant.
Sri Lanka: In Sri Lanka haben 55.000 Menschen Nothilfe erhalten. Der DWHH-Projektleiter in Sri Lanka war schon am Tag der Katastrophe an der Küste und konnte erste Hilfsmaßnahmen einleiten. Die Verhandlungen zwischen der srilankischen Regierung und den tamili-schen Rebellen über die Verteilung der Tsunami-Gelder und Abwicklung der Projekte ziehen sich in die Länge. Um die Flüchtlinge nicht in Zeltla-gern schmoren zu lassen, setzten die Welthungerhilfe und ihre Partner-organisation das Konzept der Übergangssiedlungen fort, das sich bei der Hilfe für Bürgerkriegsopfer bewährt hat. Dabei handelt es sich um einfache Häuser aus Lehm oder Stein mit Wellblech- oder Strohdächern. In diesen dorfähnlichen Siedlungen können die Menschen wohnen, bis eine endgül-tige Lösung für sie gefunden wird. Insgesamt sind 14 Übergangssiedlun-gen mit 2350 Häusern für 12.650 Menschen geplant, rund 1600 Häuser sind fertig gestellt, der Rest in Bau oder in Planung. Gleichzeitig schreiten die Planungen für den Wiederaufbau voran. Für zwei Dörfer und einen Teil eines größeren Ortes wurden die notwendigen Vereinbarungen unterzeichnet. Außerdem arbeitet die Welthungerhilfe in 16 Dörfern mit 4600 Familien an der Schaffung von Erwerbsgrundlagen. Auch hier liegt der Schwerpunkt auf der Fischerei.
Indonesien: In Indonesien haben 50.000 Menschen Nothilfe erhalten. Die Planungen für den Wiederaufbau waren lange durch unklare und schwie-rige Rahmenbedingungen gekennzeichnet. Vielerorts ist die Verwaltung zusammen gebrochen, weil Entscheidungsträger umgekommen und wich-tige Unterlagen zerstört worden sind. Seit dem 13. Mai gib es einen nationalen Wiederaufbauplan der Regie- rung, der allerdings nicht alle Fragen beantwortet. Außerdem ist erst seit Mitte Mai die Aufenthaltserlaubnis der ausländischen Helfer geklärt. Am 28. März gab es vor Sumatra ein neues Erdbeben, das weitere schwe- re Schäden angerichtet hat. Die Nothilfemaßnahmen für 7000 Personen sind in Kürze abgeschlossen. Nun werden die Planungen für den Wiederaufbau konkret. In Indonesien liegt der Schwerpunkt auf der Landwirtschaft, da riesige Flächen überspült und zerstört wurden. Erste Familien erhielten Saatgut und Setzlinge. Au-ßerdem ist die Reinigung von Brunnen und der Bau von neuen Wasser-stellen angelaufen. Beim Wiederaufbau von Gebäuden wird besonders auf nachwachsende Rohstoffe und Erdbebensicherheit geachtet.
Thailand: In Thailand haben 15.000 Menschen Nothilfe erhalten. In dem Land liegt ein Schwerpunkt auf der Arbeit mit Kindern. In einem Sommer-camp konnten sie spielerisch ihre Albträume und ihre Angst vor dem Meer ausdrücken. In Planung sind zwei Boote, die rund 100 Schulen in sechs betroffenen Distrikten anfahren und auf denen Programme für Kinder und Lehrer angeboten werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Fischerei. Bis-lang wurden rund 400 Boote gebaut oder repariert, etwa 1000 Fischer erhielten zusätzlich Ausrüstung wie Reusen und Netze.
Für den Wiederaufbau in Südostasien benötigt die Deutsche Welthungerhilfe weiterhin Spenden: Sparkasse KölnBonn BLZ 380 500 00 Kontonummer 1115 Stichwort: Erdbeben Asien
Kontakt:
Marion Aberle, Dr. Iris Schöninger
Tel: (02 28) 22 88 114 / -257
Mobil: (0172) 25 25 962
Doris Theisen,
Sekretariat Deutsche Welthungerhilfe e.V.
Telefon: 0228 / 2288 - 128 Fax: 0228 / 2288 -188
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