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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Extremläufe

Bielefeld (ots)

Laufen macht fit und glücklich. Das gilt für den
Hermannslauf von Detmold nach Bielefeld, aber nicht für den 
Extremlauf auf die Zugspitze oder den Marathon durch den Lake 
District im Nordwesten Englands. Zählt bei der beliebten 
Veranstaltung in Ostwestfalen-Lippe die Freude an der Bewegung, 
regierte in den Alpen Mitte Juli sowie am Wochenende in 
Großbritannien der Leistungswahn. Zwei Männer aus Nordrhein-Westfalen
brachen beim Zugspitzlauf tot zusammen. Im Lake District hätten die 
sintflutartigen Regenfälle beinahe ebenfalls Menschen das Leben 
gekostet, mehrere wurden verletzt.
 Die Dramen am Berg und entlang der Seen werfen die Frage auf: Warum 
quälen sich Menschen bis zur totalen Erschöpfung? Oder warum begeben 
sich Kletterer in Lebensgefahr wie zuletzt am Nanga Parbat? Zum einen
will der Mensch seine Grenzen austesten. Extremsituationen reizen 
Läufer genauso wie Formel-1-Rennfahrer. Zum anderen löst Bewegung 
Euphorie aus. Endorphine, die körpereigenen Drogen, wecken 
Glücksgefühle, die süchtig machen können. Alpinisten erzählen von der
Verzückung, die sie befällt, nachdem sie das Gipfelkreuz erreicht 
haben. Immer weiter, immer höher, immer schneller: Die gefährliche 
Spirale kommt in Gang.
Nicht zu vergessen der Wunsch nach Berühmtheit. Sir Edmund Hillary, 
der Erstbesteiger des Mount Everest, und Reinhold Messner, der »König
der Achttausender«, haben sich für immer ins Geschichtsbuch der Welt 
eingeschrieben. Abenteurertypen sind in unserer vermessenen Welt nur 
noch wenige Refugien geblieben. Dazu gehören der Ironman auf Hawaii, 
das Bergsteigen und das extrem weite und anstrengende Laufen, der 
einsame Kampf gegen die raue Natur.
Auch wenn Todesfälle zu beklagen sind und die Rettung verschütteter 
Bergsteiger und vor Schwäche zusammengebrochener Marathonläufer eine 
Stange Geld kostet, können etwa Bergtouren nicht einfach verboten 
werden, so verrückt sie auch erscheinen. Wie jemand seine Freizeit 
verbringt, ist seine Sache.
Die Grenze liegt da, wo jemand das Leben anderer gefährdet. Das 
dürfen weder Sportler noch Veranstalter. Und deshalb wird das 
Ergebnis der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München mit Spannung
erwartet. Die geht davon aus, dass das schlechte, verhängnisvolle 
Wetter beim Zugspitzlauf vorherzusehen war. Bestätigt sich der 
Verdacht auf fahrlässige Tötung und Körperverletzung, hätte der 
Veranstalter den Lauf, weil unverantwortlich, gar nicht erst starten 
dürfen.
Die Verantwortlichen des »Original Mountain Marathon« in England 
reagierten zum Glück und brachen den Lauf ab. Ungeachtet dessen gibt 
die Quälerei über 80 Kilometer durch unwirtliches Gelände erneut 
Anlass, vor Leistungswahn zu warnen. Die Formel »No Pain, no gain« 
(Wenn es nicht weh tut, bringt es nichts), die bei Fitnessjüngern 
noch immer verbreitet ist, muss als das entlarvt werden, was sie 
schon immer war: purer Unsinn.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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