Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Islamisten in Deutschland
Bielefeld (ots)
Ob mit oder ohne Zünder: Der Fund einer Reisetasche mit explosivem Material auf dem Bonner Hauptbahnhof ist hoch brisant. Die Aufmerksamkeit von Bahnreisenden sowie zwei aufmerksamen Schülern vereitelten womöglich den gefährlichsten Anschlagsversuch des Jahres 2012 in Deutschland. Und vieles spricht dafür, dass islamistische Terroristen dahinter stecken. Mit großer Erleichterung ist zu beobachten, dass Schlimmeres verhindert wurde. Nach Jahren der Terrorwarnungen und Berichterstattung über Anschläge in ganz Europa sind Reisende auf Bahnhöfen und Flughäfen ganz offenbar sensibilisiert. Die herrenlose Tasche weckte Misstrauen und Vorsicht. Zwei Schüler schließlich konnten sogar den Mann identifizieren, der sie stehengelassen hatte. Perfekter kann öffentliche Aufmerksamkeit nicht sein. Es ist richtig, die islamistische Szene in Deutschland genauestens zu beobachten und »Gefährder« als das zu bezeichnen, was sie sind. Auch das Sammeln von Daten und das Führen von Dossiers, nicht für jeden selbstverständlich, gehören dazu - und das, obwohl sich die vermeintlichen Tatverdächtigen möglicherweise sogar bislang in Deutschland gesetzestreu verhalten haben. Der Aspekt muss betont werden, weil vorsorgende Sicherheitspolitik dieser Qualität hierzulande jahrzehntelang verpönt war. Erst die Anschläge des 11. September 2001 haben langsam und mit erheblicher Verzögerung zum Umdenken und mehr Vorsicht geführt. Bei aller Kritik an Polizei und Geheimdiensten im abgelaufen Jahr wegen haarsträubender Versäumnisse angesichts von zehn Morden der rechtsextremen Terrorzelle NSU ist diesmal vieles richtig gelaufen. Auch das gilt es mit Blick auf die Sicherheitsbehörden zu würdigen. In Bonn müssen jetzt die Hintergründe des Bombenfundes ausgeleuchtet werden. Es ist kein Geheimnis mehr, dass es auch bei uns Menschen gibt, die glauben, von Deutschland aus einen Gottesstaat in ihrer Heimat errichten zu können. In ganz wenigen Moscheen wird sogar für den Dschihad in der Bundesrepublik geworben. Für Mitteleuropäer und auch für die allermeisten Muslime hierzulande sind das abstruse Vorstellungen. Dennoch gibt es sie. Und deshalb muss sich der Staat diesen Gefährdern stellen - mit permanentem Fahndungsdruck.
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