RNZ: Gut gepokert - Kommentar zu FDP/Gauck
Heidelberg (ots)
Von Christian Altmeier
Die Liberalen bleiben standhaft, die Kanzlerin fällt um. Ein solches Szenario hätte nach dem bisherigen Verlauf der schwarz-gelben Koalition wohl kaum noch jemand erwartet. Tatsächlich dürfte es vor allem der Mut der Verzweiflung gewesen sein, der FDP-Chef Rösler dazu gebracht hat, Angela Merkel bei der Kür des Bundespräsidenten die Stirn zu bieten. Das Hemd ist eben auch den Freien Demokraten näher als die Hose. Sprich: Der Fortbestand der Partei ist wichtiger als der Fortbestand der Koalition - an deren Neuauflage wohl selbst die Beteiligten nicht mehr glauben. Mit ihrem Coup gehen die Liberalen als die eigentlichen Gewinner aus dem Poker um den nächsten Präsidenten hervor. Sie haben sich nicht nur Respekt bis in die Reihen der Opposition verschafft. Sondern sie haben durch die Zusammenarbeit mit SPD und Grünen auch eine neue Machtoption in Form einer Ampelkoalition ins Spiel gebracht. Natürlich nur, sofern die Liberalen rechnerisch gebraucht werden - und sofern sie überhaupt den Wiedereinzug ins Parlament schaffen. Auf dem Weg dorthin ist das Votum für den bei den Wählern beliebten Joachim Gauck ein erster Schritt - dem weitere folgen müssen. Noch einmal dürfte sich die Kanzlerin von ihrem kleinen Koalitionspartner aber nicht vorführen lassen.
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