Kölner Stadt-Anzeiger: Zahlreiche Patienten nach Spritze in Kölner Klinik mit Keim infiziert - Staatsanwaltschaft untersucht Todesfall - "Schwerster Ausbruch des Keims in Europa"
Köln (ots)
In einer Kölner Radiologiepraxis ist es zu einem schweren Ausbruch eines Keims gekommen. Bei Injektionen im Bereich der Wirbelsäule haben sich in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) etliche Patienten mit dem gefährlichen Bakterium angesteckt, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag-Ausgabe) berichtet. "Im Rahmen von CT-gesteuerten periduralen Infiltrations-Therapien ist es in einem Zeitraum von zirka zweieinhalb Wochen zu Infektionen mit einem pansensiblen Erreger Pseudomonas aeruginosa gekommen", bestätigte der ärztliche Geschäftsführer des MVZ, Michael Herbrik, der Zeitung. 28 Patienten seien betroffen. Ein 84-jähriger Kölner, der im Januar eine solche Spritze erhielt, ist gestorben, nachdem in der Folge der Behandlung schwere Komplikationen aufgetreten waren. "Als eine Querschnittslähmung drohte, musste mein Mann notoperiert werden", sagt die Ehefrau. 36 Stunden nach der OP starb der Mann. Ob der Tod auf die Keiminfektion zurückzuführen ist, werde jetzt in einem "Todesermittlungsverfahren" geklärt, teilte die Kölner Staatsanwaltschaft mit. Laut Obduktionsbericht starb der Patient an Multiorganversagen. Mehrere Patienten des Versorgungszentrums erlitten nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeiger" infolge der Behandlung eine lebensgefährliche Hirnhautentzündung (Meningitis). Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene spricht vom "schwersten Ausbruch mit diesem Erreger in einer ambulanten medizinischen Einrichtung überhaupt". In Europa sei " bislang kein schwererer Fall beschrieben worden", so Vorstandssprecher Peter Walger auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger". Das MVZ, eine radiologische Praxis im Kölner Stadtzentrum, hat nach eigenen Angaben "aufgrund der Vielzahl der betroffenen Patienten" selbst die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Laut Gesundheitsamt Köln und der betroffenen Praxis ist die Ursache für den Ausbruch bislang nicht gefunden worden. Im Zeitraum vom 2. Januar bis zum 1. März 2019 sind nach Angaben des Versorgungszentrums 297 Patienten mit der Therapie behandelt worden, einige von ihnen mehrfach. Da der Infektionszeitraum nicht sicher sei, seien die meisten potenziell Betroffenen Ende März schriftlich und mündlich informiert worden. "Wir stehen in engem Kontakt mit den betroffenen Patienten und bedauern sehr, dass sie sich in unserer Praxis infiziert haben", so MVZ-Geschäftsführer Herbrik. Er kündigte zudem an: "Sofern unseren Patienten durch ein Verschulden der Praxis ein Schaden entstanden ist, werden wir für diesen einstehen."
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