Neue Presse Hannover: EU hat viel Vertrauen verspielt Kommentar von Udo Harms
Hannover (ots)
Zypern ist nicht pleite, die Retter klopfen sich kräftig auf die Schultern - nur die Zyprer, die wirken ziemlich frustriert. Ihnen stehen tatsächlich schwierige Zeiten bevor: Der überlebenswichtige Bankensektor wird hart zurechtgestutzt, Sparprogramme dürften die Arbeitslosigkeit hochschnellen lassen. Ziemlich sicher ist, dass das Land in eine lange und tiefe Rezession rutschen wird. Selber schuld, kann man den Zyprern entgegnen, die viel zu lange von einem künstlich aufgeblähten Bankensektor gelebt haben. Der harte Schnitt war nötig, auch wenn Zyperns Kirche jetzt 100 Millionen und einige russische Oligarchen noch viel mehr Geld verlieren dürften.
Trotzdem ist die Rettung Zyperns keine Erfolgsstory. Viel Vertrauen wurde verspielt, als die EU im ersten Anlauf auch Kleinanleger mit weniger als 100 000 Euro Vermögen schröpfen wollte. Klar ist seither: Der europaweite Einlagensicherungsfonds, der Sparer schützen soll, taugt im Notfall ziemlich wenig. Und das Beispiel zeigt auch, dass das Krisenmanagement in Brüssel eher lausig war. Zu lange hat man sich von der zyprischen Regierung auf der Nase herumtanzen lassen. Die Politiker in Nikosia stehen am Ende sogar wie Opfer da, während vor allem Deutschland mal wieder schuld an allem Übel für die zyprischen Bürger sein soll. Noch ein Tiefschlag für das ohnehin lädierte Gemeinschaftsgefühl in der EU.
Viel Grund zum Feiern gibt es also nicht nach dieser Last-Minute-Rettungsaktion. Auch an den Börsen war die anfängliche Euphorie bald verflogen. Eigentlich hat die Rettung Zyperns gerade erst angefangen - und ob sie am Ende gelingt, ist immer noch ziemlich ungewiss.
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