Neue Presse Hannover: Ägypten
Hannover (ots)
Nach dem geglückten Putsch in Ägypten waren sich die meisten Beobachter darüber einig, dass das Militär eher verantwortungsvoll gehandelt - weil so einen Bürgerkrieg verhindert - hat. Ob sich die Armeeführung aber weiterhin als so verantwortungsvoll beweist, kann mittlerweile bezweifelt werden. Mit der Jagd auf die Muslimbrüder und eher skurril klingenden Vorwürfen gegen den gestürzten Mohammed Mursi dürften sich die gesellschaftlichen Gräben in dem Land eher vertiefen. Spionagevorwürfe gehen irgendwie immer in Ländern, in der die Demokratie inklusive Gewaltenteilung immer noch ein Fremdwort ist. Dass nun ausgerechnet der festgehaltene Ex-Präsident ein Agent sein soll, klingt doch arg konstruiert. Und wird kein einziges Mitglied der Muslimbrüder dazu ermutigen, am Aufbau des neuen Ägyptens teilnehmen zu wollen. Man kann so eine große gesellschaftliche Gruppe aber nicht ausschließen. Das genau macht man, indem man die Muslimbrüder zwar offiziell zur Teilhabe einlädt, aber sie gleichzeitig abschreckt, indem ihre Spitzen verhaftet und gejagt werden. Natürlich haben die Muslimbrüder ihre Chance nicht genutzt. Statt im Land Impulse für den wirtschaftlichen Aufbau zu setzen, hat man sich darauf konzentriert, den Islamismus im Land durchzudrücken. Das war auch der Hauptkritikpunkt der Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo. Daran hätten die Muslimbrüder - und auch die Salafisten - genug zu knabbern. Ihnen jetzt aber wieder die Möglichkeit zu geben, sich als verfolgte Märtyrer zu verkaufen, ist nicht besonders klug. Die wahren Probleme des Landes und die Rolle der Muslimbrüder an diesen Problemen treten so wieder in den Hintergrund. Und das kann doch nicht gewollt sein.!3
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Anja Schmiedecke
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