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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: zu Rösler/Landärzte

Köln (ots)

Willkommen in der Wirklichkeit. Langsam entdeckt
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler jene Alltagsprobleme, mit 
denen er sich heute und in den verbleibenden gut drei Jahren der 
Legislaturperiode herumzuschlagen hat, während seine Kopfpauschalen-
Idee wohl bis zur nächsten Bundestagswahl nicht über das Stadium 
eines Denkmodells hinausgelangen dürfte. Nach den Pillenpreisen 
wendet sich der Minister dem drohenden Leerstand in Landarztpraxen
zu, und er tut gut daran. Sicher, sein Konzept hat Haken.
Man möchte sich lieber nicht zu genau vorstellen, wie kontrolliert 
werden kann, ob ein einst zu Vorzugsbedingungen an der Universität 
zugelassener Medikus später auch wie vereinbart in die Ärzte-Diaspora
zieht. Pragmatische Lösungen unterscheiden sich nun einmal
von ökonomischen Theorien durch ihren Mangel an Eleganz. Wenn sich 
aber in einem guten Jahrzehnt herausstellen sollte, dass Rösler mit 
seiner Idee dazu beigetragen hat, den Ärztemangel auf dem flachen 
Land etwas zu mildern, dann hat der FDP-Politiker Dank und 
Anerkennung verdient. Mehr als ein Beitrag zur Problemlösung kann 
eine solche Idee allerdings nicht sein. Auch wenn ausreichend 
Studienplätze zur Verfügung stehen sollten, um all die neuen Bewerber
zuzulassen - eine Landarztpraxis, die sich ökonomisch nicht
trägt, wird auf Dauer auch nicht zu besetzen sein. Richtigerweise 
macht Rösler sich daher auch Gedanken über neue Formen der 
Berufsausübung - mehr Versorgungszentren etwa und Praxen mit 
Filialnetz. Solche Einrichtungen sollten sich aber selbst tragen und
nicht am Tropf von Staat und Kommunen hängen, denn es ist
sinnlos, mit Subventionen eine wegbrechende Siedlungsstruktur retten 
zu wollen. In Regionen mit starker Abwanderung wird man Wohngebiete 
aufgeben müssen, weil deren Infrastruktur nicht mehr zu bezahlen ist.
Das gilt für Strom- und Wassernetze, Busse und Schulen ebenso wie für
Arztpraxen. Einen Trend, gegen den Bau- und Verkehrsminister machtlos
sind, wird auch der Gesundheitsminister nicht stoppen.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de

Original-Content von: Kölnische Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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