Nach Online-Test: Bessere Sprachverständlichkeit wird jetzt auch im WDR Fernsehen getestet
Köln (ots)
Um die Sprachverständlichkeit und Barrierefreiheit im Fernsehen zu verbessern, arbeiten der WDR und das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen IIS gemeinsam an einem Projekt mit dem Arbeitstitel "Dialog+": Über 2.000 Teilnehmer*innen haben bis Ende Oktober fünf Wochen lang bei einem Online-Test mitgemacht, bei dem der Originalton von Fernsehproduktionen mit einem technisch aufbereiteten Audiosignal verglichen werden sollte.
Am Test Interessierte konnten sich auf einer Internetseite drei kurze Sequenzen anschauen, zwischen zwei Audioversionen hin- und herschalten und diese anschließend bewerten. Zu sehen waren Ausschnitte aus einer Tatort-Episode, einer Doku und einem Sport-Bericht.
Wolfgang Wagner, WDR Direktor Produktion und Technik: "Der Online-Test hat gezeigt, dass mehr als zwei Drittel der Zuschauer*innen häufig oder sogar sehr häufig die Sprache im Fernsehen schlecht verstehen können. Die im Test angebotene Möglichkeit, einen zusätzlichen Audiokanal mit einer leichteren Sprachverständlichkeit auswählen zu können, hat sogar mehr als 80 Prozent der Testteilnehmer*innen gefallen. Auch mit Blick auf die geforderte Barrierefreiheit unseres Programmangebotes ist dies Anlass genug, ein solches Angebot weiter zu entwickeln."
Hintergrund des Projektes sind regelmäßige Rückmeldungen von Fernsehzuschauer*innen, die äußern, dass sie die Dialoge in Sendungen teilweise nur schwer verstehen. Zum Beispiel bei lauterer Musik und Hintergrundgeräuschen wie dem Jubel im Stadion oder vorbeifahrende Autos.
Nach dem erfolgreichen Test im Internet geht der WDR am dritten Adventswochenende (12. und 13. Dezember 2020) in die nächste Runde. Die Nutzungsmöglichkeiten und die Qualität eines zusätzlichen Audiosignals werden dann erstmals unter realen Bedingungen im linearen Fernsehprogramm getestet.
Wolfgang Wagner, WDR Direktor Produktion und Technik: "Zwei Tatorte am Samstagabend und weitere Sendungen im Verlauf des 3. Adventssonntags bekommen eine zusätzliche Audiospur, die wir als "Klare Sprache" bezeichnen. Die Zuschauer*innen können dieses Signal zu Hause mit ihrer Fernbedienung über das Tonmenü auswählen. Wir sind gespannt, welche Rückmeldungen uns die Zuschauer*innen in diesem ersten Test unter Realbedingungen liefern."
Aus technischen Gründen wird das zusätzliche Audiosignal "Klare Sprache" bei der Fernsehausstrahlung zunächst nur Haushalten mit Satellitenempfang zur Verfügung gestellt, die WDR HD Köln, Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Münster oder Siegen empfangen. Um die zusätzliche Tonspur zu nutzen, sind keine neuen oder speziellen Geräte erforderlich.
Interessierte Zuschauer*innen können selbst entscheiden, ob sie das neue Audiosignal "Klare Sprache" auswählen und testen wollen.
Für folgende Produktionen ist die "Klare Sprache" wählbar:
Samstag, 12. Dezember:
20.15 Uhr - "Tatort" aus Münster "Schlangengrube"
21.45 Uhr - "Tatort" "Das Mädchen auf der Treppe"
Sonntag, 13. Dezember:
11.05 Uhr - "Rekorde: Das Beste im Westen"
11.50 Uhr - "Dynastien in NRW: Süße Giganten"
12.35 Uhr - "Unser Westen, unser Handwerk"
13.20 Uhr - "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel"
14.45 Uhr - "Wenn wir uns begegnen"
16.15 Uhr - "Wunderschön! Kleinwalsertal - Öko-Urlaub in Österreich"
16.45 Uhr - "Winterfreuden in Österreich - Von Kufstein bis Lech"
Die genannten Produktionen mit dem Zusatz "Klare Sprache" können auch über die ARD Mediathek abgerufen werden. Hier haben alle Zuschauer*innen die Möglichkeit, das aufbereitete Audiosignal auszuprobieren.
Der WDR möchte wissen, wie das Angebot bei seinen Zuschauer*innen ankommt. Für Rückmeldungen und Anregungen wurde die E-Mailadresse audiotest@wdr.de eingerichtet.
Weitere Informationen gibt es auch auf der WDR Videotextseite 397.
Nicht nur der Westdeutsche Rundfunk arbeitet an dem Thema: Auch andere Landesrundfunkanstalten erproben, ob und wie Sprachverständlichkeit von Fernsehinhalten mit technischen Mitteln optimiert werden kann. Im Rahmen einer ARD-Arbeitsgruppe Sprachverständlichkeit werden die Erkenntnisse der einzelnen Häuser untereinander ausgetauscht und bewertet. Letztlich eint alle Landesrundfunkanstalten das gleiche Ziel - den Zuschauer*innen einen Mehrwert bieten zu können.
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