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Sanio kritisiert Abfindungen für Bankmanager

Hamburg (ots)

Der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Jochen Sanio, hat in seinem ersten Interview seit Ausbruch der Finanzkrise hohe Abfindungen für Bankmanager als eine Ursache der Marktturbulenzen genannt. In der ZEIT prangert er "die schlechte Angewohnheit, Personen, die ein Unternehmen an die Wand gefahren haben, den verdienten Abgang mit einem goldenen Handschlag zu versüßen" an. "Als Aufseher interessiert mich an diesen Unsitten in erster Linie, dass aus ihnen ein weiterer, gravierender moral hazard erwächst: Die gewinnabhängige Bezahlung von Top-Managern - wie sie heute konstruiert ist, auf Jahresbasis - setzt den starken Anreiz, die Gewinne kurzfristig zu steigern. Das geht meist nur, wenn man höhere - zu hohe - Risiken in Kauf nimmt", sagt Sanio. Unter diesem Gesichtspunkt seien "die Gehaltsstrukturen in den Finanzhäusern durchaus ein Thema, will man Schwachstellen im internationalen Finanzsystem beseitigen".

Sanio sagt, der Staat könne es sich nicht erlauben, eine internationale Großbank pleite gehen zu lassen, weil ansonsten die Stabilität des Systems in Gefahr sei. "Eine offene Insolvenz aber, so disziplinierend sie auch auf andere wirken mag, kann schnell eine nationale Vertrauenskrise auslösen, die verheerende Folgen hätte", sagt er. "Deshalb musste auch die US-Investmentbank Bear Stearns gerettet werden." Er verteidigt die Rettungsaktion für die deutsche Bank IKB: "Als die Märkte am Freitag, den 27. Juli 2007, schlossen, war die IKB eine hochangesehene, von den Rating-Agenturen mit Topnoten bewertete Bank. Wäre sie übergangslos am Wochenende in die Insolvenz gegangen, hätte am Montag das gesamte deutsche Bankensystem dafür gebüßt - denn es wäre der Eindruck entstanden, dass bei uns die Dinge außer Kontrolle geraten seien."

Der BaFin-Chef spricht sich für eine staatliche Stützung des amerikanischen Immobilienmarkts aus. "Es würde die internationalen Finanzmärkte beruhigen, wenn der Preisverfall am amerikanischen Häusermarkt bald gestoppt würde. Staatshilfen für US-Häuslebauer wären also nicht nur unter sozialen Gesichtspunkten segensreich", sagt er.

Sanio fordert eine Lockerung der internationalen Bilanzierungsstandards. "Wir haben es hier mit einem Brandbeschleuniger zu tun, um den wir uns dringend kümmern müssen", sagt er. Der internationale Bilanzierungsstandard IAS 39, der auch in Deutschland angewendet wird, schreibe für Finanzinstrumente eine Bewertung zum Zeitwert vor. Das sei problematisch, weil die Märkte zusammengebrochen seien und deshalb oft keine Preise existierten.

Pressekontakt:

Das komplette ZEIT-Interview der ZEIT Nr. 16 vom 10. April 2008
senden wir Ihnen gerne zu. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Elke Bunse, DIE ZEIT Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Tel.:
040/3280-217, Fax: 040/3280-558, E-Mail: bunse@zeit.de)

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