Stiftungen müssen fokussierter und mutiger werden
Stuttgart (ots)
- Studie zur Zukunft des Stiftens von Roland Berger Strategy Consultants im Auftrag der Robert Bosch Stiftung vorgestellt - Diskussionsstoff für Konferenz "Zeit der Bürger - wie Zivilgesellschaft und Stiftungen Zukunft gestalten" mit Bundespräsident Gauck und den Friedensnobelpreisträgern Kailash Satyarthi (2014) und Muhammad Yunus (2006) am 16. und 17. Oktober in Berlin
Stiftungen sind durch ihre finanzielle und politische Unabhängigkeit dafür prädestiniert, zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen. Um dieses Potential voll auszuschöpfen, müssen sie in Zukunft noch fokussierter, mutiger und transparenter agieren. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Zukunft des Stiftens" von Roland Berger Strategy Consultants, die die Robert Bosch Stiftung anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens in Auftrag gegeben hat.
"Zu unserem 50-jährigen Jubiläum wollen wir eine Plattform bieten, um über die Zukunft des eigenen Sektors zu diskutieren", sagt Dr. Ingrid Hamm, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. "Die vorliegende Studie bietet die Grundlage dafür. Sie fasst viele Fragen zusammen, auch selbstkritische, die derzeit in der Stiftungswelt diskutiert werden. Mit ihrer Analyse geben die Autoren wichtige Impulse, wie sich Stiftungen in Zukunft aufstellen sollten, um den größtmöglichen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten."
Für die Studie haben die Autoren der internationalen Strategieberatung exklusive Interviews mit internationalen Stiftungsvertretern und Wissenschaftlern geführt und quantitative Daten analysiert.
Die Studie zeigt, dass Stiftungen eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft spielen. So belegen aktuelle Erhebungen, dass die Zahl der Stiftungen in Deutschland in den letzten zehn Jahren um rund 70 Prozent zugenommen hat, von 12.088 (2003) auf 20.150 (2013). Bemerkenswert ist dabei die Entwicklung von Bürgerstiftungen, deren Vermögen sich seit 2003 von knapp 20 auf 216 Millionen mehr als verzehnfacht hat.
Gleichzeitig stellen Themen wie der demografische Wandel, Knappheit der Ressourcen und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts Stiftungen vor neue Aufgaben. Auch der absehbare Rückzug des Staates aus Bereichen wie der Kultur zwingt Stifter und Stiftungen ihre Rolle im Verhältnis zum staatlichen Handeln neu zu definieren.
"Stiftungen können ein Motor der Zivilgesellschaft sein. Diese Rolle anzunehmen, bedeutet mehr Verantwortung, konsequente Wirkungsorientierung und geht mit einer entsprechenden Professionalisierung, Offenheit und Dialog einher", so Dr. Ingrid Hamm.
Die Roland Berger-Experten stellen jedoch fest, dass Stiftungen ihr Potential in der Praxis häufig nicht ausschöpfen. Um wirksamer zu werden, sollten sie in Zukunft fokussierter arbeiten, so die Strategieberater. Das beginnt mit einer strategischen und faktenbasierten Auswahl der Themen: Stiftungen sollten klare Ziele definieren und sich bewusst für eine Rolle entscheiden, die sie einnehmen wollen. Großes Potential sehen die Roland Berger-Experten in der Rolle des Brückenbauers, da Stiftungen unterschiedliche Akteure an einen Tisch holen und eine Plattform für eine fruchtbare Reflexion und einen regen Austausch schaffen können.
In Zukunft werden sich Stiftungen zudem stärker mit der Wirkung und Effizienz ihrer Aktivitäten auseinandersetzen müssen. Zur Evaluation der eigenen Arbeit gehöre aber auch eine produktive Fehlerkultur. Die Studienautoren raten daher zu mehr Mut und Risikobereitschaft. Außerdem verlangt die prominentere Rolle, die Stiftungen inzwischen in der Öffentlichkeit einehmen, mehr Transparenz.
Auch über Kooperationen sollten Stiftungen in Zukunft bewusster nachdenken. So fordern die zunehmende Komplexität gesellschaftlicher Probleme und begrenzte Kapazitäten einzelner Organisationen eine bessere Zusammenarbeit untereinander und mit anderen Akteuren.
Experten aus Zivilgesellschaft und dem Stiftungssektor werden die Ergebnisse der Studie im Rahmen der Konferenz "Zeit der Bürger - wie Zivilgesellschaft und Stiftungen Zukunft gestalten" am 16. und 17. Oktober in Berlin mit Vertretern aus Politik und Medien diskutieren. Die Konferenz eröffnet Bundespräsident Joachim Gauck nach einer Einführung durch den Vorsitzenden des Kuratoriums der Robert Bosch Stiftung Dr. Kurt W. Liedtke. Teilnehmer sind unter anderen: - Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - Kailash Satyarthi, indischer Menschenrechtsaktivist und Friedensnobelpreisträger 2014 - Prof. Dr. Muhammad Yunus, Gründer Grameen Bank und Friedensnobelpreisträger 2006 - Janusz Reiter, Botschafter der Republik Polen a.D. - Saran Kaba Jones, Gründerin und CEO, FACE Africa - Dr. Anja Langenbucher, Direktorin Europe Office, Bill & Melinda Gates Foundation
Weitere Informationen und Download der Studie unter www.bosch-stiftung.de
Die Robert Bosch Stiftung feiert 2014 ihr 50-jähriges Bestehen. Sie gehört zu den großen unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa und investiert jährlich rund siebzig Millionen Euro in die Förderung von ca. 800 eigenen und fremden Projekten aus den Gebieten der Völkerverständigung, Bildung, Gesellschaft und Kultur sowie Gesundheit und Wissenschaft. Insgesamt hat die Stiftung seit ihrer Gründung mehr als 1,2 Milliarden Euro für ihre gemeinnützige Arbeit eingesetzt.
Die Robert Bosch Stiftung setzt die gemeinnützigen Ziele des Firmengründers und Stifters Robert Bosch (1861-1942) fort. Sie hält rund 92 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser Beteiligung erhält. Die Stiftung hat ihren Sitz im ehemaligen Stuttgarter Wohnhaus von Robert Bosch. Dort und ihrer Berliner Repräsentanz beschäftigt sie rund 140 Mitarbeiter. www.50-jahre-richtung-zukunft.de
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