Schwäbische Zeitung: Bei Schlecker geht es auch um Glaubwürdigkeit - Kommentar
Leutkirch (ots)
Es ist kein Skandal der deutschen Politik, wenn letztlich die Transfergesellschaft für die Schlecker-Beschäftigten gescheitert ist. Vielmehr ist es ein übles Spiel, wenn SPD-Politiker der Bevölkerung vorgaukeln, der Staat könne bei Pleiten die Betroffenen retten. Wenn der frühere SPD-Chef Beck in diesem Zusammenhang der FDP vorwirft, sie betreibe Populismus auf Kosten der Schlecker-Frauen, dann zeigen vier Finger auf den zurück, der mit einem auf die Liberalen zeigt. Sie sind - und das ist überraschend genug - einmal ihrer Programmatik treu geblieben. Wirtschaftliche Vernunft hat in diesem Fall nichts mit Marktradikalität zu tun.
Konkurse gehören zur Sozialen Marktwirtschaft, und eine Frage sei erlaubt: Was hätte denn die Transfergesellschaft in ein paar Monaten besser machen können, als es die Arbeitsagenturen demnächst tun werden? Die ersten Schlecker-Konkurrenten signalisieren bereits Interesse an den Mitarbeiterinnen. Es ist wahrscheinlich, dass vor allem hier in Baden-Württemberg viele Frauen schnell wieder einen Arbeitsplatz bekommen werden.
Es geht aber auch um Glaubwürdigkeit. Was hätten die anderen Menschen gesagt, die jüngst ihren Job verloren haben? Vielleicht der Mechaniker aus der Autowerkstatt oder der Spezialist von einer Solarfirma? Sie haben Steuern gezahlt, sie haben in die Sozialversicherung eingezahlt und niemand fordert für sie eine Transfergesellschaft. Zu klein eben. Zu wenig medienwirksam.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell