Schwäbische Zeitung: Keine Gefahr für das Abendland - Kommentar
Leutkirch (ots)
Sobald ein Ritual mit Religion zu tun hat, droht in Deutschland erbitterter Streit. In der Beschneidungsdebatte ist vom Recht auf Unversehrtheit die Rede, weil ein zwei Wochen alter Bub eben nicht entscheiden kann, ob er beschnitten werden will. Sicher ist, dass einem Säugling der Eingriff wenig Schmerz bereitet, einem größeren Jungen aber wochenlange Pein beschert. Das Kölner Urteil, das eine rituelle Beschneidung unter Strafe stellt, zeugt von mangelnder Sensibilität. Manch ein Empörter verwechselt zudem die gegenwärtige Debatte mit jener um die weibliche Beschneidung. Letztere stellt eine brutale Verstümmelung dar. Erstere dagenen ist von der Weltgesundheitsorganisation als Beitrag zur männlichen Hygiene empfohlen. Kann ein als medizinisch wünschenswert erachteter Eingriff falsch sein, nur weil Muslime und Juden diesen in einer Zeremonie durchführen? Wohl kaum.
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