Schwäbische Zeitung: Ende der Unschuld - Kommentar
Leutkirch (ots)
Nächste Woche treffen sich Piraten aus ganz Deutschland, um über eine "Fraktionspolitik 2.0" im Bundestag zu sprechen. Sie treffen sich nicht in einem Chatroom oder auf einer Internetseite, sondern ganz analog und real - in Essen. Das ist ein Zeichen: Die Partei ist nach den Erfolgen der letzten Landtagswahlen zumindest teilweise in der Realität angekommen. Sie hat verstanden, dass es manchmal besser ist, wenn man Dinge persönlich bespricht als sie im Internet zu zerreden. Die Piraten haben erleben müssen, wie schnell ehrenamtliche Hobbypolitiker im professionellen Parlamentsbetrieb untergehen.
Sie haben in Intrigen und Machtkämpfen Hoffnungsträger verheizt und sich zumindest in Berlin vom Traum allumfassender Transparenz verabschiedet. Sie haben ihre einst so anziehende Unschuld, die sie von den Etablierten unterschied, verloren.
Was die Piratenpartei immer noch nicht hat, ist ein echtes Programm. Die Piraten wissen, dass sie in den Bundestag wollen, aber noch nicht, was sie dort sollen. Diese Frage muss die Partei beantworten, denn unschuldige Naivität ist kein Argument mehr, den Piraten die Stimme zu geben.
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