Schwäbische Zeitung: Es braucht mehr Verantwortung - Leitartikel
Ravensburg (ots)
Bankmanager sind in den vergangenen Jahren der Krisen zu Buhmännern geworden - europaweit. Gierig und rücksichtslos halten einige wenige die Macht in Händen, ein komplettes Finanzsystem zum Zusammenbruch zu bringen. Und wer muss die Suppe auslöffeln? Wir, die Steuerzahler. Und der Großbanker? Der bekommt nicht nur ein stattliches Grundgehalt, von dem der Normalverdiener nur träumen kann, sondern auch noch Sonderzuschläge in zigfacher Höhe. Dass diesem Zustand Einhalt geboten werden soll, schreit den meisten Steuerzahlern eines jeden EU-Landes nur so aus der Seele.
Doch das Ziel der geplanten EU-Regelung ist nicht Gerechtigkeit. Das Ziel ist, eine solche Katastrophe, wie sie die Lehman-Brothers-Pleite 2008 auslöste, in Zukunft zu verhindern. Banker sollen nicht mehr durch exorbitant hohe Boni einen ebenso hohen Anreiz erhalten, in riskante und kurzlebige Geschäfte zu investieren, die alles ins Wanken bringen. Die Regulierer glauben also, dass der Anreiz, solche Risiko-Investments zu tätigen, eingedämmt wäre, wenn die Boni nur noch für eine Verdoppelung oder Verdreifachung des ohnehin schon als hoch empfunden Grundgehalts sorgen können. Wohl kaum.
Woran es eigentlich mangelt, ist nicht die Begrenzung der Anreize oder Gehälter. Es ist die persönliche Haftung für den angerichteten Schaden. Hohe Gehälter haben eine gewisse Berechtigung, solange sie nicht nur den erwirtschafteten Profit würdigen, sondern auch die damit verbundene Verantwortung. Wer viel Verantwortung trägt, darf auch gut verdienen. Verantwortung ohne Konsequenzen kann es jedoch nicht geben. Wenn es eine Regelung geben soll, die auf die Verhaltensanreize für Einzelne abzielt, dann sollte sie bei der Verantwortung ansetzen. Ein Manager hat bei derartigen Summen, die in sein Privatvermögen übergehen auch mit einem bedeutenden Teil davon für seine geschäftlichen Entscheidungen zu haften. Das würde dem teils unmoralischen Treiben an den Finanzmärkten schnell einen Riegel vorschieben.
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