Schwäbische Zeitung: Demografischer Wandel: Selbst aktiv werden - Kommentar
Ravensburg (ots)
Demografischer Wandel - attraktiv sind andere Politikthemen: Solche, die schnelle Erfolge verheißen, die man mit stolzgeschwellter Brust präsentieren kann. Dass es der Bevölkerungsschwund nun auf die Agenda dringlicher Anliegen schafft, hat schlicht ökonomische Gründe. Wenn Unternehmerverbände warnen, dass Fachkräfte fehlen, dann muss etwas geschehen. Herausgekommen ist beim Debattieren in Berlin freilich nicht allzu viel. Merkel hat appelliert, die Opposition kritisiert. Doch die sollte kleinlaut sein, unter Rot-Grün ist auch nichts passiert.
Jetzt sollen qualifizierte Kräfte aus dem Ausland her, um hierzulande den Schwund erwerbstätiger Menschen auszugleichen. Ein schöner Plan, allerdings mit Pferdefüßen. Die Zuwanderer sollen das ausbügeln, was seit Jahren schiefläuft: Wer bildungsfern aufwächst, bleibt dies meist bis zum Ende seiner Tage. Wer ein Kind erzieht, macht selten Karriere. Wer seine Eltern pflegt, muss um Freiräume betteln. Wenn die Not der Unternehmen so groß ist, wieso bewegen sie sich dann nicht freiwillig?
Der demografische Wandel lässt sich durch die Politik ohnehin nicht stoppen - das wäre wahrlich zu viel verlangt. Für die Menschen könnte er ein Ansporn sein, aktiv zu werden. Wieso den Laden im Dorf nicht selbst verwalten, wenn er sich sonst nicht mehr rechnet? Rüstige Rentner, die dies stemmen könnten, gibt es künftig genug. Vielleicht ist es das, was dieser demografisch Wandel eigentlich erfordert: ein Umdenken auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Dann verliert er seinen Schrecken.
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