Schwäbische Zeitung: Machtspiele um Syrien - Kommentar
Ravensburg (ots)
Offenbar entstand die Idee zufällig: Russlands Außenminister Sergej Lawrow schlug seinem syrischen Amtskollegen vor, man möge die syrischen Massenvernichtungswaffen unter internationale Aufsicht stellen. Damit ist erst einmal etwas Zeit gewonnen, es braucht eine UN-Resolution, die USA werden den Vorschlag genau prüfen, die Menschen in Damaskus können durchschnaufen, die Kriegsgefahr ist aber nicht gebannt.
Was wie ein Geniestreich des russischen Chefdiplomaten interpretiert werden könnte, ist ein weiterer Hakenschlag der Außenpolitik Moskaus, die an Destruktivität kaum zu überbieten ist. Seit zwei Jahren blockiert Russland eine Resolution im Weltsicherheitsrat, um das syrische Regime zum Einlenken zu bewegen. Natürlich wollen Putin und seine Genossen das aus materiellem Interesse, vor allem aber, um den eigenen Machtanspruch zu dokumentieren.
Verlierer in der derzeitigen Lage ist einmal mehr US-Präsident Barack Obama. Getrieben von seinen Drohungen gegen das Regime, kann er eigentlich gar nicht von seiner Aussage ablassen, dass Baschar al-Assad bestraft werden müsse. Ein Bombardement wird sich durch die russische Initiative kaum abwenden lassen, andernfalls stünde Obama als geschlagener mächtigster Mann der Welt da. Die USA und Russland spielen, die Welt schaut ungläubig und erschrocken zu.
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