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Schwäbische Zeitung: Zum Hoeneß-Urteil: Der Aufsichtsrat muss reagieren

Ravensburg (ots)

Das Urteil über Uli Hoeneß ist gesprochen. Die einen mögen es begrüßen, die anderen als falsch ansehen. Juristen und Steuerexperten waren bei diesem prominenten Fall von Steuerhinterziehung so uneins wie selten. Bei den Fußballfans gewannen die Emotionen die Oberhand, schließlich mussten die Anhänger des FC Bayern die Reihen schließen und die Gegner hatten die Gelegenheit, endlich mal den sportlich übermächtigen Kickern aus München eines auszuwischen. Mit der Anwendung von allgemein gültigen Gesetzen hatte diese Gemengelage jedoch wenig zu tun.

Das Gericht hat indessen geurteilt und damit zumindest einen vorläufigen Schlussstrich gezogen. Der gilt aber nicht für die Aufsichtsratsmitglieder der FC Bayern München AG. Diese haben es sich in den vergangenen Monaten sehr leicht gemacht. Da wurde sich gewunden, was das Zeug hielt und klare Aussagen mit dem Standardhinweis vermieden, man äußere sich nicht zu einem laufenden Verfahren. Dabei sitzen im Bayern-Aufsichtsrat ganz Große der deutschen Wirtschaft: die deutsche Telekom, VW, Audi, Adidas. Darüber hinaus ist der Allianz-Konzern am FC Bayern beteiligt und auch von der Allianz hörte man wenig zur Rolle von Aufsichtsratschef Hoeneß.

Damit ist das Problem definiert, das größere Folgen für die Glaubwürdigkeit der Unternehmen und vor allem für die Akzeptanz unseres Rechtssystems in der Bevölkerung haben kann. Die deutsche Wirtschaft hat für sich sogenannte Compliance-Regeln definiert, mit denen Korruption, Bestechung, Steuerhinterziehung verhindert werden sollen. Daimler formuliert knapp und richtig: Integrität und Compliance stehen in einem direkten Zusammenhang. Der Bayern-Aufsichtsrat muss sich entsprechend positionieren.

Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut. Weit über den Fußball hinaus haben die Aufsichtsräte eine Verantwortung, der sie jetzt gerecht werden müssen, sonst versteht der gesetzestreue Steuerzahler die Welt nicht mehr. Der Bayern-Aufsichtsrat muss seinem Chef Hoeneß das Vertrauen entziehen.

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