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Schwäbische Zeitung: ZF-Betriebsrat will sich nicht an TRW verschlucken

Ravensburg (ots)

Auf dem Paukenschlag folgt das Zaudern: Vergangene Woche waren die Übernahmepläne des Zulieferers ZF Friedrichshafen AG für den fast gleichgroßen US-Konkurrenten TRW durchgesickert. Viel zu früh, für die Unternehmen. Gerne hätten sie das Vorhaben noch ein wenig geheim gehalten. Denn jetzt folgt, was sie befürchtet hatten: Widerstand.

Betriebsrat und IG Metall haben sich noch nicht festgelegt, ob sie die Pläne des Autozulieferers ZF Friedrichshafen AG unterstützen, den US-Konkurrenten TRW zu übernehmen. Achim Dietrich-Stephan, seit Mai Vorsitzender der konzernweiten Arbeitnehmervertretung, trägt zwar den Wachstumskurs von ZF-Chef Stefan Sommer grundsätzlich mit, betonte aber im Gespräch mit der "Schwäbischen Zeitung" zugleich: "Wir werden im Aufsichtsrat keiner Akquisition zustimmen, die ein solcher Brocken ist, dass wir uns daran verschlucken."

Ende vergangener Woche hatte ZF nach ersten Presseveröffentlichungen in den USA Übernahmeverhandlungen mit TRW bestätigt. Betriebsrat und Gewerkschaft waren darüber zuvor nach eigenem Bekunden nicht informiert. "Das hat bei uns schon zu Diskussionen geführt", sagte Enzo Savarino, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben. Man fordere deshalb vom ZF-Vorstand bis Ende Juli ausreichend mit dem Vorhaben vertraut gemacht zu werden.

Die grundsätzliche Stoßrichtung tragen Savarino und Dietrich-Stephan mit. "Wir müssen im Elektronikbereich zulegen, damit wir den Kunden gegenüber auch in Zukunft unsere Kompetenz fürs gesamte Fahrzeug glaubhaft machen können", so Dietrich-Stephan. Genau das würde mit dem Kauf von TRW passieren. Der börsennotierte Konzern, der rund 67000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von knapp 13Milliarden Euro hat, ist unter anderem in den Bereichen Sicherheits- und Fahrerassistenzsysteme unterwegs. Der Schwerpunkt der ZF AG, die in Stiftungsbesitz ist und mit 73000 Mitarbeitern knapp 17 Milliarden Euro umsetzt, liegt im Bau von Getrieben und Fahrwerkkomponenten wie Achsen und Dämpfern.

Auch wenn die industrielle Logik des möglichen Milliardengeschäfts einleuchtend sei, habe man noch viele offene Fragen, sagte IG Metall-Funktionär Savarino, der wie Dietrich-Stephan auch im ZF-Aufsichtsrat sitzt. Die beiden wichtigsten seien: Kann ZF seine Unabhängigkeit bewahren, auch gegenüber den Banken? Und: Ist die Finanzierung des Geschäfts gesichert? "Wir gingen bisher davon aus, dass ZF organisch wächst", sagte der Gewerkschafter. "Jetzt aber planen sie den ganz großen Coup." Was mit der IG Metall nicht zu machen sei, sei Wachstum im Ausland auf Kosten von Arbeitsplätzen in Deutschland.

Man dürfe und müsse sich schon die Frage stellen, was man da für ein Unternehmen kaufe, ergänzt Dietrich-Stephan. Das wolle man sorgfältig prüfen, bevor sich der Betriebsrat festlege, ob er die Übernahmepläne mitträgt oder nicht. Er wies auch darauf hin, dass ZF die im Jahre 2011 vollzogene Verschmelzung aller großen Konzern-Gesellschaften auf die ZF Friedrichshafen AG faktisch noch nicht komplett vollzogen sei. Im Vergleich zur Einbindung eines riesigen US-Konzerns war dieser Schritt allenfalls ein Hüpfer.

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