Schwäbische Zeitung: Scharfer Kampf um die Köpfe
Ravensburg (ots)
Die neuen Zahlen des Statistischen Landesamtes wirken zunächst beruhigend: Die brummende Wirtschaft im Südwesten zieht Menschen ins Land, die wiederum den demografischen Wandel abfedern. Und die sorgen für mehr Kinder, welche ihrerseits Schulen und Lehrerstellen erhalten. Die noch vor vier Jahren von den Statistikern entworfenen Horrorszenarien aussterbender Landstriche, wie sie im Rest der Republik großräumig zu besichtigen sind, scheinen für die Region zwischen Stuttgart und Bodensee vertagt.
Ist also alles gut? Mitnichten. Zeichneten die Demografen 2010 unter dem Eindruck der Weltwirtschaftskrise ein zu düsteres Zukunftsbild, ist es nun etwas rosarot geraten. Selbst wenn alles so wird wie vorhergesagt, gibt es große Herausforderungen: Denn der Zuwachs beschränkt sich fast nur auf die Metropolen - zumindest wenn es dort bezahlbaren Wohnraum gibt.
Der ländliche Raum hingegen muss weiter darum kämpfen, im Wettkampf um die besten Köpfe, gute Straßen und Schienen und eine auskömmliche Bildungslandschaft nicht weiter abgehängt zu werden. In den Schulen wird zudem die Integration der Zuwanderer wichtiger. Während der Südwesten bisher von der Abwanderung aus Ostdeutschland profitiert hatte, kommen nun mehr Menschen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben. Und auch bei den Älteren gibt es viel zu tun - die Zahl der Hochbetagten steigt weiter deutlich an und fordert neue Wege in der Mobilität, bei der medizinischen Versorgung und beim alltäglichen Zusammenleben.
Zudem ist die starke Südwestwirtschaft kein Selbstläufer: Allzu große Selbstzufriedenheit mit dem Wohlstand kann genau diesen gefährden, wenn Gründergeist und Innovationskraft nachlassen. Wie flüchtig Wohlstand ist, zeigt ein Blick auf frühere reiche deutsche Städte: Vor 100 Jahren schaute der Süden neidisch auf die wohlhabenden Metropolen Chemnitz, Gera, Charlottenburg oder Elberfeld. Heute sind viele ihrer früheren Bewohner der Arbeit hinterhergezogen - in den Süden.
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