Schwäbische Zeitung: Wohnungspolitisches Stückwerk
Ravensburg (ots)
Im Wohnungsbau ist gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht: Jedes Gesetz, jede Verordnung, mit der die Politik das Wohnen besser, energetischer und nachhaltiger machen will, hat für sich nachvollziehbare Gründe: Wer ist schon für eine zubetonierte Landschaft oder eine Deponie vor der eigenen Haustür? Wer kann etwas gegen Energiesparen, langsamer steigende Mieten oder überdachte Fahrradstellplätze haben?
In ihrer Gesamtheit führen die gut gemeinten Vorschriften aber dazu, dass die Schaffung neuen Wohnraums und die Aufwertung des Bestands dem Bedarf beharrlich hinterherhinkt. Dank der ungeplant hohen Zuwanderung vor allem in den wirtschaftsstarken Südwesten verschärft sich die Lage weiter: In Ballungsräumen wird die Wohnungssuche zum nervenzehrenden Glücksspiel, während Hausbesitzer in ländlichen Regionen teure Sanierungen aufschieben, weil die sich vielleicht nie auszahlen. Die Investition in die eigenen vier Wände oder das Mietobjekt rechnet sich nicht - obwohl Kredite derzeit spottbillig sind und Anlegern renditestarke Alternativen fehlen.
So lange Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik getrennt einzelne Auswüchse der Immobilienkrise angehen, bleibt der Kampf gegen knappen Wohnraum Stückwerk. Es ist Zeit für eine konzertierte Aktion von Politik, Verbänden und Experten, um Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt im Sinne der Menschen wieder zusammen zu bringen. Wenn dabei auch manche gut gemeinte Vorschrift über Bord geworfen wird, wäre dies gut gemacht.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell