Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Verheerendes Gezerre - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Der griechische Premier Alexis Tsipras interpretiert das Tauziehen um einen Sparplan für sein Land als Armutszeugnis für Europa. Wenn die Eurozone schon nicht in der Lage sei, die Probleme seines kleinen Landes zu lösen, wie würden die Märkte dann wohl auf Turbulenzen in Spanien oder Italien reagieren? So überlegte er im Gespräch mit einer italienischen Zeitung.

Gute Frage, möchte man Tsipras zurufen. Sie dürfte sich in Berlin oder Madrid allerdings anders stellen als in Athen, nämlich so: Wenn sich die Eurozone vom kleinen Griechenland erpressen lässt, das nur zwei Prozent der Wirtschaftsleistung zur Währungsunion beisteuert, wie sollte in Zukunft deutlich größeren Volkswirtschaften jemals wieder Spardisziplin abverlangt werden können?

Die griechische Regierung denkt nicht im Traum daran, die Auflagen der Gläubiger zu erfüllen. Gefaxte, gemailte und mündlich vorgetragene "Alternativvorschläge" der vergangenen Monate waren Nebelkerzen, die das grundsätzliche Nein lediglich ein wenig verschleiern sollten. In unzähligen Gesprächen, die die Bundeskanzlerin, der französische Präsident und der Kommissionspräsident mit Tsipras geführt haben, mag es ihnen sogar gelungen sein, ihm ihre Sicht auf nötige Reformen und Einsparungen etwas näher zu bringen. Doch großen Teilen von Tsipras' Gefolgschaft und dem rechtsextremen Koalitionspartner fehlt jedes Verständnis für die Lage in den anderen Euroländern. Sie wollen ihre Verbindlichkeiten via Schuldenschnitt auf alle Schultern verteilen oder aus der Eurozone austreten.

Jeder Tag, den sich dieses Gezerre hinzieht, schädigt den Ruf der Eurozone viel mehr als ein möglicher Austritt Griechenlands. Die Gläubiger sollten nicht warten, bis sich die ganze Welt die Frage stellt, warum einer der mächtigste Wirtschaftsräume der Erde mit den Finanzproblemen eines so kleinen Landes nicht fertig wird. Sollte den Regierungschefs dazu der Mut fehlen, wäre das Signal verheerend. Es würde lauten: Man muss nur die Nerven behalten beim Schuldenmachen, dann zahlen die Zeche am Ende die Nachbarn.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 09.06.2015 – 17:02

    Schwäbische Zeitung: Mutlos - Kommentar

    Ravensburg (ots) - Seriös, dem Proporz gehorchend und mit kalkulierbarem Risiko: Mit Anne Will hat die ARD eine typisch öffentlich-rechtliche Lösung für ihr Sonntagabend-Problem gefunden. Auf dem quoten- und imageträchtigen Sendeplatz darf ab 2016 die gelernte Journalistin talken - wieder. Die Lösung wahrt das intern so wichtige Gleichgewicht des Senderverbundes. Außerdem hat dieARD offenbar die Lust auf Prominenz ...

  • 08.06.2015 – 20:16

    Schwäbische Zeitung: Eine Farce! - Kommentar

    Ravensburg (ots) - Über fünf Millionen Zuschauer haben am Sonntag eingeschaltet - und dann das! Deutschlands Fußballfrauen mussten gegen ein Team antreten, das bei einer WM nichts verloren hat. Der Weltverband Fifa, der einen neuen Markt wittert, hat den Fehler gemacht, das Teilnehmerfeld von 16 auf 24 Mannschaften zu erweitern. Angesichts der geringen Leistungsdichte unter der Spitze, zu der bestenfalls zehn Teams ...

  • 08.06.2015 – 19:39

    Schwäbische Zeitung: Politik wie aus dem Bilderbuch - Kommentar zum Gipfelabschluss in Elmau

    Ravensburg (ots) - Sollte Wladimir Putins Verhalten irgend etwas Gutes an sich haben, dann vielleicht das: Die G 7 sind näher aneinandergerückt, sie haben sich ihrer eigenen Werte versichert. Die reichen Industrieländer wollen sich nicht als Herren dieser Welt aufspielen, wie Jean Claude Juncker auf Schloss Elmau sagte, sondern sie wollen sich als die ...