Schwäbische Zeitung: Dem Staat die Grenzen setzen - Kommentar zur Videoüberwachung
Ravensburg (ots)
Jeder kennt das Gefühl, beobachtet zu werden. Wer den Blick des Vorgesetzten, des Arbeitskollegen, des Lehrers oder des Polizisten auf sich spürt, der verhält sich mitunter nicht mehr natürlich, sondern so, wie es von ihm gerade erwartet wird. Mit anderen Worten: Er opfert ein Stückchen seiner persönlichen Freiheit.
Das demokratische Musterland Großbritannien ist ein Extrembeispiel dafür, wie massiv der Staat durch die Hightech- Überwachung in die Persönlichkeitsrechte der Bürger eingreift - mit oder ohne deren Zustimmung; die meisten interessiert das ohnehin nicht mehr. Vergeblich warnen die Experten, dass die Technologie bald nicht nur die Menschen beobachten wird, sondern mittels modernster Algorithmen deren Verhalten vorhersagen wird. Die Briten haben sich von dem Versprechen der Sicherheit einlullen lassen, sie zahlen dafür fast jedes Opfer.
Deutschland ist noch weit davon entfernt. Dennoch sollte sich hier jeder fragen, was für ihn wichtiger ist: die Freiheit oder das Gefühl der Sicherheit. Natürlich nützt die Überwachung dem Staat zur Wahrung von Recht und Ordnung. Sie darf aber weder alternativ- noch grenzenlos sein. Weil Kameras die Gesellschaft verändern, muss die Gesellschaft das letzte Wort über ihre Verwendung haben.
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