Schwäbische Zeitung: Seehofer, wer sonst? - Leitartikel zu Seehofer
Ravensburg (ots)
Horst Seehofer hat das am schlechtesten gehütete Geheimnis Bayerns gelüftet: Er will CSU-Chef und Ministerpräsident bleiben. In seiner Erklärung schwang die Botschaft mit: Wer soll es denn sonst machen?
Markus Söder hätte darauf wohl eine Antwort gewusst. Aber der Nürnberger mit dem schönen Titel "Heimatminister" verkneift sie sich noch einmal. Etwas anderes bleibt ihm auch nicht übrig, wenn er seine Karrierechancen mittelfristig wahren will. Offene Rebellion wäre aussichtslos, auch wenn Söder unermüdlich kreuz und quer durch den Freistaat tourt, Fördergelder verteilt und selbst in abgelegeneren Winkeln wie dem Oberallgäu so oft auftaucht, wie kein anderer Minister aus München.
Die Tatsache, dass Söder den Ehrgeiz aus jeder Pore schwitzt, dürfte Seehofers Entscheidung maßgeblich beeinflusst haben. Beide können sich nicht leiden, das ist hinlänglich bekannt. Söder hat seine Konkurrenten - Stand heute - abgehängt, auch die von Seehofer zurück nach München geholte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Joachim Herrmann, der auch mal als nächster Ministerpräsident gehandelt wurde, wird Spitzenkandidat für die Bundestagswahl. Dass ein Franke in Berlin eine herausragende Position übernimmt, macht die Sache für Söder in der proporzverliebten CSU nicht einfacher.
Tatsächlich ist Seehofer wohl am ehesten derjenige, der bei den Wahlen 2017 im Bund und 2018 in Bayern eine starke CSU garantiert. Dafür muss die Partei Seehofers Volten ertragen. Etwa jene, erst über lange Zeit die Kanzlerin härter zu kritisieren als die Opposition, um dann zu der Erkenntnis zu gelangen, dass CDU und CSU nur gemeinsam Erfolg haben werden.
Noch schwieriger ist die Lage in Bayern: Hier ist nach wie vor die absolute Mehrheit das Maß der Dinge. Die wird schwer zu erreichen sein in einem Landtag, in den möglicherweise sechs Parteien einziehen. Spätestens nach der Bayernwahl wird die Personaldebatte erneut geführt. Dann wird sich Seehofer nicht ein weiteres Mal als sein eigener Nachfolger aus dem Hut zaubern können.
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