Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Eine eigene Idee fehlte seit Langem - Leitartikel zu Air Berlin

Ravensburg (ots)

Das Ende hat sich schon Freitag abgezeichnet: Als Air-Berlin-Großaktionär Etihad die vereinbarte Kredittranche von 50 Millionen Euro nicht überwiesen hat, war klar gewesen, dass die Insolvenz naht. Nun stützt die Bundesregierung das Unternehmen mit einem Darlehen in Höhe von 150 Millionen Euro - völlig zurecht, denn aus Sicht von Tausenden von Reisenden ist es notwendig, den Flugverkehr mitten in der Urlaubssaison auch mit Steuergeldern für eine befristete Zeit aufrecht zu erhalten.

Doch danach muss sich die Bundesregierung raushalten, es ist nicht die Aufgabe des Staates, ein marodes Unternehmen zu finanzieren. Allein im vergangenen Jahr schrieb Air Berlin einen Verlust von fast 800 Millionen Euro, die Schulden stiegen auf mehr als 1,2 Milliarden Euro. Seit Jahren hat Air Berlin keine Perspektive und vor allem keine Idee, wie die Linie in einem sich schnell wandelnden Flugmarkt Erfolg haben will.

Denn seit einiger Zeit ordnet sich der Markt in Europa neu: Kurz- und Mittelstrecken in Europa bedienen mehr und mehr Billig-Airlines wie Ryanair oder Easyjet. Die Lufthansa reagierte darauf mit ihrer Tochter Eurowings. Auf der anderen Seite konzentrieren sich die etablierten Anbieter wie die Lufthansa oder British Airways auf die Langstrecke mit hohen Kontingenten an Business- und First-Class-Tickets. Hinzu kommt, dass diese Premiumgesellschaften nicht nur von Billigfliegern unter Druck gesetzt werden, sondern vor allem auch von den am Persischen Golf stationierten Airlines Emirates, Etihad und Qatar. Staatlich subventioniert und mit großen Lohnvorteilen beim Personal haben diese Unternehmen den Traditionslinien gerade auf der Langstrecke im lukrativen Asiengeschäft zuletzt Marktanteile abgenommen.

Und Air Berlin? Die Fluglinie hatte nie eine Strategie, um sich in diesem schwierigen Markt erfolgreich zu positionieren: Sie kämpfte auf der Kurzstrecke gegen Ryanair und Co., versuchte, im Tourismusgeschäft dabei zu sein, und arbeitete an eigenen Langstreckenangeboten. Das konnte nicht funktionieren.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 14.08.2017 – 21:39

    Schwäbische Zeitung: Wenig weitsichtig - Leitartikel zur "Landshut"

    Ravensburg (ots) - So wie sich die Bilder des 11. September 2001 in den Köpfen einer ganzen Generation eingebrannt haben, so präsent sind die dramatischen Ereignisse vom 13. bis 18. Oktober 1977 bei vielen damals lebenden Deutschen verankert. Die Entführung der Boeing 737 "Landshut" durch Terroristen, ihr Irrflug über zwei Kontinente und ihre Befreiung waren nicht ...

  • 11.08.2017 – 20:30

    Schwäbische Zeitung: Trumps gefährliches Rollenspiel

    Ravensburg (ots) - Wollte man Donald Trumps Rhetorik etwas Positives abgewinnen, könnte man von verteilten Rollen in seiner Regierung sprechen. Der Präsident gibt den "Bad Cop", den bösen Polizisten, während seine Kabinettsmitglieder die "Good Cops", die guten Beamten, spielen. Trump dröhnt, dass er verbal noch zulegen könne, sollte sein Satz über Feuer und Wut nicht hart genug gewesen sein. Sein Pentagonchef James ...