Schwäbische Zeitung: Der falsche Weg in die Zukunft - Leitartikel zum Riedberger Horn
Ravensburg (ots)
Das Riedberger Horn ist vor allem für Ökoverbände zum Symbolberg des bayerischen Gebirgsschutzes geworden. Eine einfache Sicht der Dinge verbietet sich jedoch. Zwar hat der Landtag des Freistaats nun den seit 45 Jahren existierenden Alpenplan aufgeweicht. In diesem Zusammenhang sollte aber gelten: Was Menschen bestimmt haben, können Menschen auch wieder ändern. Womöglich gibt es ja neue Aspekte. Desweiteren ist die Entscheidung in Sachen Riedberger Horn ein Einzelfall. Weitere ähnliche Ansinnen würden durch dieselbe komplexe Entscheidungsmaschinerie geprüft. Nebenbei muss zudem erwähnt werden, dass das Riedberger Horn nicht jenes Stück völlig unberührte Natur ist, als das es immer mal wieder dargestellt wird.
Den zahlreichen Skischaukel-Befürwortern vor Ort im Balderschwanger Tal wird man hingegen zugutehalten können, dass keiner von ihnen brutal die Natur ruinieren möchte. Klar geht es einerseits ums Geldverdienen durchs Wintersportgeschäft. Die Skischaukel soll es wettbewerbsfähig halten. Dahinter versteckt sich aber noch etwas anderes. Gerade Balderschwang war einst ein bitterarmes Bergdorf . Den Wohlstand brachte erst der Tourismus - und hier vor allem der lukrative Wintersport. Fallen entsprechende Verdienstmöglichkeiten in solchen Dörfern weg, drohen sie auszusterben. Die wirtschaftliche Basis dieser kleinen Orte ist dünn. Dies bedeutet wiederum, dass die Bürgerschaft mit gutem Recht nach Wegen für eine Zukunft ihres Dorfes suchen kann.
Offen bleibt dabei, ob dafür unbedingt eine Skischaukel her muss. Zunehmend schneeschwächere und wärmere Winter lassen vor allem für eher niedrig gelegene Wintersportgebiete wie jene am Riedberger Horn Böses ahnen. Bis all die bereits angekündigten juristischen Einsprüche gegen die Skischaukel abgearbeitet sind, lohnt sich deren Bau vielleicht gar nicht mehr. Schlauer wäre es sicher, wenn sich Balderschwang und seine Nachbarschaft verstärkt um Tourismusprojekte mit echten Zukunftschancen kümmern würden.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell