Vom Knast ins Showbiz? / ZDFinfo zeigt Alltag im russischen Frauengefängnis
Mainz (ots)
Julia Wolkowa soll Drogen besessen haben und sitzt dafür seit zwei Jahren in einem russischen Frauengefängnis in Iwanowo - 250 Kilometer nordöstlich von Moskau. Ein halbes Jahr muss sie noch absitzen. Jetzt will die 33-Jährige raus - mithilfe eines Musikwettbewerbs, an dem nur Gefangene teilnehmen dürfen.
Die ZDFinfo-Dokumentation "Vom Knast ins Showbiz?" am Donnerstag, 28. November 2013, um 9.45 Uhr und 17.15 Uhr, wirft einen Blick auf die Willkür des russischen Justizsystems, das kürzlich durch die Enthüllungen der Pussy-Riot-Aktivistin Nadeshda Tolonnikowa in die Kritik geraten war.
In der Strafkolonie Nr. 7 teilen sich bis zu 100 Frauen einen Schlafsaal, von der kleinen Drogendealerin bis zur Mörderin. Auch politische Häftlinge gibt es in Iwanowo. Strafgefangene müssen in Russland ihre Kost und Logis abarbeiten. In der Strafkolonie Nr. 7 werden seit Stalins Zeiten Uniformen für Polizei, Militär und Gefängnis-Wachpersonal genäht.
Der Film begleitet Julia bei ihrem Versuch, aus dem Gefängnis früher frei zu kommen, und darüber hinaus. Jedes Jahr bewerben sich Tausende Häftlinge mit selbstgeschriebenen Liedern für den Musikwettbewerb "Kalina Krasnaja", zu Deutsch "Roter Holunder". So etwas wie Russland sucht den Superknacki. Nur wenige schaffen es ins Finale. Die skurrile Fernsehshow gaukelt einem Millionenpublikum vor, dass der russische Knast Menschen umerziehe: vom Straftäter zum Bühnenstar. Ein uniformierter Offizieller überreicht einigen der Gefangenen am Ende der Vorstellung die Entlassungsurkunde. Es ist die Selbstdarstellung eines Systems, das die große Showbühne nutzt, um sich großzügig zu zeigen.
Harte Strafen haben in Russland Tradition. Deshalb belegt das Land mit rund 750 000 Inhaftierten bei den Gefangenenzahlen weltweit den zweiten Platz gleich hinter den USA.
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