"Die Frage nach dem Sinn des Lebens war einmal was für Philosophen, heute ist sie etwas für Comedians"
Interview mit Ronald Dworkin über die ethische Verantwortung, aus unserem Leben etwas zu machen
Hamburg (ots)
"Manchmal sage ich, die Frage nach dem Sinn des Lebens war einmal für was für Philosophen, heute ist sie etwas für Comedians", so Ronald Dworkin im Interview mit der Philosophie-Zeitschrift HOHE LUFT (Ausgabe 4/2012 jetzt im Handel). "Wir haben die Verantwortung, aus unserem Leben etwas zu machen, das einen Wert hat. Das schulden wir unser Würde, unserem Selbstrespekt", sagt der US-Philosoph, der gerade mit dem "Balzan"-Preis 2012 für seine Theorie und Philosophie des Rechts ausgezeichnet wurde. Sein neustes Werk "Gerechtigkeit für Igel" ist im Sommer erschienen.
Das Streben nach einem gelungenen Leben soll für Dworkin jedoch nicht darin gipfeln, sich ständig zu hinterfragen. Auch Sokrates interpretiert er hier neu: "Viele Leute glauben, Sokrates habe gemeint, man soll jeden Tag eine halbe Stunde über sein Leben reflektieren. Das meine ich nicht. Ständige Selbstprüfung kann das Leben ruinieren", warnt der berühmte Moralphilosoph. "Meine Auffassung ist: Wenn Sie vor einer lebensverändernden Entscheidung stehen, müssen Sie sich fragen: Ist das authentisch für mich? Entspricht das wirklich meinem Charakter, so zu leben?", sagt der ehemalige Wall-Street-Rechtsanwalt, der sich gegen "eine Menge Geld" entschied, "um an die Universität zu gehen". Er stellte sich damals die Frage: "Will ich ein Leben gelebt haben, das hauptsächlich darin bestand, Unternehmen zu helfen? Nichts Eigenes zu schreiben, sondern nur Akten zu wälzen? Und ich sagte Nein", so der 80-Jährige über den Wendepunkt in seinem Leben.
Im Gespräch mit HOHE LUFT bezieht der Professor für Rechtsphilosophie an der New York University Stellung zum Schubladen-Denken in Europa: "Europäische Philosophen schreiben vor allem über frühere Philosophen. Sie wollen einen immer in die Schublade stecken - als Kantianer, als Hegelianer oder was auch immer", bewertet der gebürtige Amerikaner mit Zweitwohnsitz in London die europäischen Kollegen. "In gewisser Weise muss natürlich jeder Philosoph die Geschichte der Philosophie neu interpretieren und seinen Platz in dieser Geschichte finden. Die europäischen Philosophen treiben das zum Extrem. In den USA hingegen will jeder neu anfangen", weiß Ronald Dworkin - und belegt diesen Unterschied mit einer Anekdote: "Vor vielen Jahren hörte ich in Oxford zum ersten Mal meinen Freund Jürgen Habermas. Zu Beginn stand er minutenlang an der Tafel und listete alle Namen von Philosophen auf, die in seiner Vorlesung vorkamen. Nach einer Viertelstunde stand jemand auf und sagte: 'Professor Habermas, könnten Sie bitte mit Ihrer Vorlesung beginnen und aufhören, auf die Tafel zu schreiben?'", so Ronald Dworkin im HOHE LUFT-INTERVIEW.
Titelthema der aktuellen HOHE LUFT-Ausgabe ist "Die Freiheit des Müssens". Weitere Themen: "Die Macht der Gewohnheit", "Wittgenstein attackiert Popper" oder "Hat das Leben einen Sinn?".
Das nächste Heft (1/2013) kommt am 22. November 2012 in den Handel. Der Copypreis beträgt 8 Euro.
HOHE LUFT ist erstmals am 17. November 2011 im Verlag INSPIRING NETWORK erscheinen.
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